Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte der Sehnsüchte, die Ordnung der Welt zu verstehen, die Stellung des Menschen in ihr zu ergründen und immerwährend Welten zu erschließen. Geachtet, geschätzt und gewürdigt zu werden, sind auch alte Sehnsüchte des Menschen. Ein Glied, das diese Sehnsüchte miteinander verbindet, ist die Toleranz. Was kann sie bewirken und was kann sie verhindern? Worin liegt ihre Denk-Notwendigkeit?
Diese Frage verbindet uns mit einem weiten Feld, mit dem interkulturellen Diskurs der Toleranz. Toleranz spricht verschiedene Sprachen, kennt unterschiedliche Charaktere und ist mit unterschiedlichen Geschichten verbunden; Geschichten, die sich im Vergleich der Kulturen nicht nur überlappen, sondern auch Differenzen aufweisen. Toleranz ist kein Selbstzweck, sondern immer Mittel zum Zweck. Sie ist auch keine Rechenaufgabe, die nach einem bestimmten Verfahren zu lösen wäre, sondern ein Instrument, um Dialog und Verständigung zu erlangen.
Von Hamid Reza Yousefi
Es gibt mehrere Möglichkeiten, um Rom, Mekka oder Jerusalem zu erreichen. Es ist möglich zu fliegen, zu fahren, zu trampen oder zu radeln. Möglich ist auch, hinzuwandern oder barfuß hinzugehen, um eine besondere Läuterung zu erfahren. Analoges gilt auch für die Toleranz, die sich als ein Weg begreifen lässt.Es ist eine Unsitte, gerade im Hinblick auf die Frage nach Toleranz, die kulturelle Eigenlogik zum Maßstab der Be- oder Verurteilung anderer kultureller Verhaltensweisen zu erheben. Derlei zentristische Ansätze vergleichen alles mit der eigenen Verfassung, mit dem eigenen Rechts- und Freiheitsverständnis sowie eigenkultureller Geschichtsschreibung der Toleranz. Solche Ansätze nenne ich kulturalistisch. Sie werden weder dem Dialog der Rechtskulturen noch dem interkulturellen Dialog gerecht. Im Gegenteil! Derartige Denk- und Verhaltensmuster tragen Konfliktpotenzial in sich. Daher ist es grundlegend, sich stets zu vergegenwärtigen, was Toleranz für einen ist und was sie für einen anderen nicht bedeutet.Mir geht es hier nicht darum, diese Theorien zu diskutieren, sondern zu begründen, dass Toleranz in allen Kulturen ein geistesgeschichtliches Zuhause hat. Dabei werde ich die Frage nach Toleranz, so kurz wie möglich, in fünf Kontinenten erörtern.
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