Die neue Barbie – jetzt in digitalem Gewand

Im Februar 2015 stellte der Spielzeuggigant Mattel auf der New Yorker Toy Fair die Barbie 2.0 vor. Ihr Name: „Hello Barbie“; ihre Fähigkeit: kommunizieren. Ein in fleischfarbigen Kunststoff gegossener „Kleinmädchen-Traum“ oder der Albtraum von Datenschützern und besorgten Eltern?

So funktioniert die blonde Quasselstrippe: Sie ist ausgestattet mit Mikrofon, Lautsprecher und WiFi-Schnittstelle. Mit Druck auf einen Knopf an ihrem Gürtel zeichnet sie sämtliche Gespräche und Geräusche der nächsten Umgebung auf. Diese werden dann auf den Cloud-Server eines Partnerunternehmens von Mattel (Toy Talk) übertragen und gespeichert. Mittels Spracherkennungssoftware wertet Toy Talk Aufnahmen aus, um passende Antworten an die Puppe zurückzusenden und über den Lautsprecher auszugeben. Den Eltern wird dabei nach Firmenangaben die Kontrolle über die Daten eingeräumt: Vor der Nutzung müssen sie einen passwortgeschützten Account anlegen.

Dennoch gehen Daten- und Jugendschützer in den USA auf die Barrikaden. Sie bezweifeln, ob die firmeneigene Cloud ausreichend vor – schlimmstenfalls pädophilen – Hackerangriffen geschützt ist. Des Weiteren fürchten sie, dass die einmal gespeicherten Daten zu unfairen Marketingzwecken missbraucht werden könnten. Insbesondere wird angemahnt, dass mit dem Einzug der Puppe in Kinderzimmer der besonders schützenswerten „Pre-Teens“ ein starker Eingriff in ihr Persönlichkeitsrecht einhergeht. Eine Puppe ist für diese Zielgruppe ein Bezugspunkt, zu dem sie gerne enge Zuneigung aufbauen. Unter Umständen vertrauen sie ihr mehr oder anderes an als ihren eigenen Eltern – ein Anreiz gar für kontrollsüchtige Erwachsene? Denn mit Verwalten des Accounts ist es Eltern nicht nur möglich, die Daten zu löschen, sondern sie vorher auch komplett anzuhören.

Ob der neugierigen neuen Barbie der Schritt über den großen Teich gelingt, bleibt abzuwarten. Vorerst ist die Puppe in Europa nicht käuflich. Jedoch ist eine Umsetzung in 40 Sprachen geplant, darunter auch Deutsch.

Quelle:
https://www.datenschutzbeauftragter-info.de/hello-barbie-die-spionin-im-kinderzimmer/ (letzter Zugriff: 31.03.2015)

Über Anke Soergel

Studierte Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln. Im Rahmen ihres Referendariats arbeitete sie u.a. bei der Verwertungsgesellschaft VG Bild-Kunst sowie bei der Produktionsfirma Zieglerfilm Köln GmbH. Als Volljuristin nahm sie 2008 ihre Tätigkeit als Referentin für Jugendschutzrecht bei der FSF auf. Sie betreut u.a. den Rechtsreport in der tv diskurs.