Endlich! „Wir brauchen Medienethik“, fordert klicksafe mit dem neuen Material Ethik macht klick. Wir – jung und alt – müssen uns fragen, warum im Netz allseits be- und größtenteils anerkannte Werte oft nicht mehr gelten. Wir brauchen einen neuen Diskurs über alte Werte und müssen – back to the roots – redefinieren, was Menschenwürde, Respekt und Achtung im Netz heißt. Darüber denke ich schon sehr lange nach und freue mich umso mehr, als die Fortbildung Medien und Ethik für Lehrkräfte und Referenten angeboten wird.
Elternabend-Referent trifft auf Lehrer – spannende bis explosive Mischung
Auf der einen Seite sitzen Landesberater für Jugendmedienschutz, speziell ausgebildete Lehrkräfte, die über ihre Lehrtätigkeit hinweg zum Thema Jugendmedienschutz weitergebildet wurden, beratend tätig sind und Fortbildungen für ihresgleichen anbieten. Die Landesberater beschäftigen sich aus eigenem Interesse heraus zusätzlich mit dem Thema Medien – eine seltene Spezies, eine Randerscheinung in deutschen Schulen, muss man leider sagen. Auf der anderen Seite sitzen freie medienpädagogische Referenten, meist Freiberufler, die in Rheinland-Pfalz Elternabende für das Projekt Medienkompetenz macht Schule durchführen. Ich gehöre – neben meiner Arbeit an der Uni Landau – zu letzteren. Im Alltag haben wir Referenten mit den Landesberatern selten bis nie Berührungspunkte. Paradox, bedenkt man, dass wir ja gemeinsam die Medienkompetenzförderung in Rheinland-Pfalz bestreiten sollen. Es sollte inzwischen deutlich sein: das birgt Konfliktpotenzial, auch in der Fortbildung.
Netzwerken und Zusammenarbeit? Bitte auch Zuständigkeiten klären!
Es ist eines der Ziele der Fortbildung, Synergieeffekte zwischen uns zu schaffen und den Erfahrungsaustausch anzukurbeln. Für mich als Referentin stellt sich, losgelöst vom Thema Medienethik, eine ganz praktische Frage: Wer ist eigentlich zuständig für die Klärung und Thematisierung medienrelevanter Fragen, bzw. wer vermittelt jungen Menschen Medienkompetenz? Muss das die Schule machen, das Elternhaus oder „Externe“ wie wir? Wer ist zuständig, oder macht es Sinn, die Arbeit sinnvoll aufzuteilen, zusammenzuarbeiten? Irgendwie kann mir das auch nach der Fortbildung keiner sagen. Müsste man auch Zuständigkeiten und Expertisen klären, um dann auch konkret entscheiden zu können, was Medienethik für die einzelnen Arbeitsbereiche bedeutet? Und müssten nicht Lehrkräfte aller Schulformen und Eltern in diesem Raum sitzen und nicht nur einige engagierte Landesberater und Referenten? Die Landesberater stoßen in der Praxis übrigens auch an viele Grenzen, wie sich an Tag zwei zeigt. Nicht nur wir haben Frust und erleben Geringschätzung gegenüber der eigenen Arbeit. Die Fortbildungen, die die Landesberater anbieten, werden wegen mangelnder Anmeldungen abgesagt, dabei sind die Themen doch aktueller denn je. Gut, dass wir das mal zur Sprache bringen, denn so langsam entsteht sowas wie „Verständnis“ und ein Zugang zu den Arbeitsbereichen der jeweils anderen.
Ich fordere: Mehr Zeit investieren, um neue Formen der Zusammenarbeit zu entwickeln!
Tag zwei endet viel zu schnell, so dass präzise Antworten und Ideen der Zusammenarbeit ausbleiben. Was würden unsere Ideen zu Formen der Zusammenarbeit auch bringen, könnte man desillusioniert fragen: Letztlich führen wir doch nur aus und löschen Brände. Mobilmachen und etwas bewegen können zum Beispiel Landesregierung und Universitäten, die die Curricula der Studiengänge für pädagogische Berufe festlegen. Aber erstmal sind in Rheinland-Pfalz ja wieder Wahlen. Da sind andere Themen wichtiger. Wir, die bunte Truppe aus Referenten und Landesberatern, treffen uns – wenn es gut läuft – nächstes Jahr wieder. Dann können wir dort anknüpfen, wo wir aufgehört haben. Wenn sich dann noch jemand an das Gesagte erinnert …