Ich fotografiere gerne. Schon immer. Meinen ersten eigenen Fotoapparat habe ich anlässlich einer Klassenfahrt in der 5. Klasse bekommen, eine (analoge) Olympus-Kompaktkamera in Jeansoptik. Wie sehr habe ich sie geliebt – und irgendwann verloren. Aber ich will hier nicht unnötig nostalgisch werden, denn mit dem Aufkommen der Digitalfotografie bin ich recht schnell zu Digitalkameras gewechselt. Eine Zeit lang trug ich also immer meine extrem praktische Canon Ixus mit mir herum. Irgendwann hatte ich dann ein Handy, aber die Bilder waren einfach nicht so gut wie die mit der Kamera. Doch genau hier hat sich mittlerweile so viel getan, so dass ich getreu des Spruchs von Eliott Erwitt –, dass die beste Kamera die sei, die man dabei hat – nun im Alltag meistens mit meinem Handy Bilder einfange (es sei denn, ich gehe bewusst fotografieren, dann mit einer „richtigen“ Kamera). Doch solange ich nun schon mit dem Handy Aufnahmen mache, solange suche ich nach der perfekten Foto-App. Eine ganze Weile bin ich für „normale“ Fotos bei ProCamera gelandet und habe außerdem mit Hipstamatic herumgespielt.
„Damals“ entschied man bei dieser App noch vor dem Bild, auf welchem Film und mit welcher Linse man fotografiert. Mir ist natürlich klar, dass es auch nur Filter sind, aber der ganze Vorgang hatte diesen schönen analogen Touch. Und ich finde es spannender, mir vor dem Bild Gedanken zu machen, wie es werden soll. Doch dann entdeckte Hipstamatic die „Community“ für sich, brachte immer mehr Filme, Linsen und schließlich eine App heraus, in der erst nur Hipstamatic-Bilder und dann alle möglichen Aufnahmen geteilt werden konnten, sodass mir der Spaß verging. Denn ich will wissen, wie Bilder entstanden sind.
Da ich mir aber auch gerne Fotos ansehe, suchte ich nach einer neuen Fotocommunity und fand EyeEm. Dort war es anfangs wunderbar – eine interessante Community, sehr gute Bilder und die Möglichkeiten, nicht nur Menschen, sondern „Alben“ zu folgen, so dass ich mir so viele Wolken-, Treppen- und Architekturfotos anschauen konnte, wie ich wollte. Aber als dann Facebook Instagram aufkaufte und das Thema Fotocommunity populärer wurde, veränderte sich bei EyeEm einiges. Es wurde größer, kommerzieller – durch Wettbewerbe, durch Aktionen – und unübersichtlicher. Es hat die Plattform verändert, so dass ich dort nur noch selten bin.
Also wechselte ich zu VSCO, eine Mischung aus Foto-App mit Filtern und Community, sogar mit einer Webpräsenz. Hier geht es vor allem darum, seine Aufnahmen zu zeigen und sie in einer Sammlung anzulegen. Allerdings kann man seiner Sammlung auch die Ablichtungen von anderen Nutzern hinzufügen – und das ergibt für mich keinen Sinn. Also stelle ich dort sehr wenige Bilder ein und schaue mir nur gelegentlich andere Fotos an.
Die populärste App ist natürlich Instagram, dort bin ich auch – allerdings hauptsächlich wegen des sozialen Faktors. Allerdings sehe ich den Weg, den Instagram eingeschlagen hat, sehr kritisch, denn wie so oft hat die Popularität zu einer Kommerzialisierung geführt. Nun wurde sogar die chronologische Timeline gekappt, so dass fortan ein Algorithmus entscheidet, was ich wann zu sehen bekomme (und weshalb ich als Unternehmen dort auch nichts posten würde, aber das nur nebenbei). Dann ist Instagram offensichtlich bemüht, mit Snapchat mitzuhalten und hat beispielsweise eingeführt, dass man mit der App längere Videos aufnehmen und teilen kann. Insgesamt führt es immer weiter vom eigentlichen Kern – das Teilen von Fotos – weg. Hinzu kommt noch, dass Instagram die Ästhetik im Internet und der Welt dort draußen stark beeinflusst. Der anfänglichen Sepia-Dominanz sind längst die Filter gewichen, die Farben ausbleichen. Es gibt Begriffe wie „instagrammable“, das bedeutet, dass ein Foto, ein Motiv besonders gut für Instagram geeignet ist. Tatsächlich gibt es eine gewisse Instagram-Ästhetik: Ein Großteil der Bilder ist minimalistisch angelegt, sie sind aufgeräumt, sauber. Die Aufnahmen, die dieser sinnlichen künstlerischen W entsprechen, bekommen die meisten Likes. Und mittlerweile findet man diese Ästhetik in gefühlt jedem zweiten Café in Berlin-Mitte wieder. Aber letztlich geht es doch bei Fotos um Vielfalt und Buntheit. Es sollte beim Fotografieren nicht ums Likes gehen, sondern um Perspektiven und Blickwinkel. Und genauso wenig wie eine möglichst teure Kamera gute Ablichtungen garantiert, macht ein schicker Filter ein Bild nicht aussagekräftiger und gewinnt ein Foto, nur weil es schwarz-weiß ist, an Tiefe. Deshalb kann ich bei Instagram nur empfehlen, auch den vielen Fotografen zu folgen – oder einem Account wie Everyday Africa, die dem gängigen Bild von Afrika tolle Aufnahmen entgegensetzen. Denn bei allem ist es ja immer die Frage, wie man eine App benutzt.