Nachrichten verstehen und selbst erstellen

Das Stichwort Fake News spukt nun schon seit einigen Monaten durch nahezu alle gesellschaftlichen Themen und wurde wegen seiner Präsenz 2017 sogar als „Pluralwort in den Duden aufgenommen. Spätestens seit der Thematisierung der damit einhergehenden Gefahren von Falschinformationen wurde die Gesellschaft darauf aufmerksam gemacht, dass Nachrichten nicht unbedingt ein Abbild der Wirklichkeit darstellen müssen; immer noch aktuell scheint ebenso der Begriff der „alternativen Fakten“. Während sich Fake News hauptsächlich auf Falschmeldungen in sozialen Netzwerken und anderen sozialen Medien beziehen, so kann es auch abseits des Internets zu falschen Berichterstattungen kommen. Eines der bekanntesten Beispiele ist hier mitunter die Behauptung des damaligen amerikanischen Außenministers Colin Powell im Februar 2003, der Irak würde über Massenvernichtungswaffen verfügen. Die Nachricht wurde von den amerikanischen Nachrichtensendern ungefiltert veröffentlicht, womit zu dieser Zeit der Irakkrieg als präventiver Verteidigungskrieg gerechtfertigt wurde. Inzwischen wurde eingeräumt, dass Powell gelogen hatte. Die Folgen dieser fehlerhaften Berichterstattung waren brutal und führten während der Besetzung des Iraks zu tausenden Terroranschlägen und Gewaltausbrüchen.

Nachrichten verstehen und selbst erstellen © Medien in die Schule
Nachrichten verstehen und selbst erstellen © Medien in die Schule

Nachrichten können im Internet schwellenlos in die Öffentlichkeit gepustet werden. Journalisten der seriösen Berichterstattung hingegen wird zugetraut, dass sie professionell recherchieren und nur überprüfte Quellen verwenden, wenn sie eine Nachricht veröffentlichen. Dennoch kann es – auch durch den zunehmenden Zeitdruck –  zu Irrtümern kommen.

Wenn es um die Informationsbeschaffung geht, so gelten Zeitungen und Fernsehen auch bei Jugendlichen als die vertrauenswürdigsten Medien bei der Berichterstattung. Nichtsdestotrotz ist das Internet sicherlich der erste und einfachste Weg zur Information. Das führt dazu, dass die Gefahr einer sich immer stärker individualisierenden Informationsbeschaffung zunimmt. Die Kenntnis aktueller  Ereignisse nimmt aufgrund der immer größeren Möglichkeiten der Informationsbeschaffung ab.

Gerade aus diesem Grund ist es umso wichtiger, Kinder und Jugendliche so früh wie möglich an das Thema Nachrichten heranzuführen und sie darüber aufzuklären, wo die Chancen und die Schwächen der journalistischen Berichterstattung liegen. Denn die Vorstellung, Medien könnten ein Abbild der Wirklichkeit darstellen, ist weit gefehlt.

Das Unterrichtsmaterial Medien in die Schule: Nachrichtensendungen verstehen und selbst erstellen thematisiert genau diese Problematik. Zielsetzung der Unterrichtsmaterialien ist, den Jugendlichen eine intensive Auseinandersetzung mit Nachrichtenformaten und deren Inhalten zu ermöglichen und eine kritische Grundhaltung gegen mediale Wirklichkeitsvermittlung zu entwickeln. Das mediendidaktische Material ist in drei Module unterteilt, die sowohl theoretische als auch praktische Aspekte enthalten.

Medien in die Schule: Nachrichten verstehen und selbst erstellen – Modul 1: Verstehen und Analysieren von Nachrichten © Medien in die Schule
Verstehen und Analysieren von Nachrichten © Medien in die Schule

Das erste Modul bietet eine Einführung in Nachrichtensendungen allgemein. Die Schüler sollen hier verschiedene berichtende Sendungsarten identifizieren und unterscheiden. Anschließend sollen in verschiedenen Nachrichtenformaten Qualitätsmerkmale und mögliche Beeinflussungsmomente entschlüsselt werden.

Medien in die Schule: Nachrichten verstehen und selbst erstellen – Modul 2: Entstehung von Nachrichtensendungen © Medien in die Schule
Entstehung von Nachrichtensendungen © Medien in die Schule

Modul zwei klärt über die Entstehung von Nachrichtensendungen auf. Hier geht es vor allem darum, den Schülern den redaktionellen Teil der Nachrichtenproduktion näherzubringen, es werden Funktions- und Arbeitsweisen der Nachrichtenproduktion erläutert. Denn jeder Sender versucht, die Zuschauer auf eine andere Art anzusprechen. Dabei unterscheiden sich die Sendungen untereinander in ihrer Themenauswahl, Art und Form der Berichterstattung usw. Hier kommen die Schüler dann auch schon selbst zum Zug, denn im Anschluss soll eine eigene Redaktionskonferenz durchgeführt werden.

Medien in die Schule: Nachrichten verstehen und selbst erstellen – Modul 3: Produktion einer Nachrichtensendung © Medien in die Schule
Produktion einer Nachrichtensendung © Medien in die Schule

Das dritte Modul vollendet die Unterrichtseinheit in einem Praxisprojekt. Die Schüler werden hier aufgefordert, eine eigene professionelle Nachrichtensendung zu produzieren. Dabei sollen alle Aufgabenbereiche abgedeckt werden, von der Redaktion bis hin zum Schnitt. In einer anschließenden Analyse des Ergebnisses soll die eigene Produktion mit einer professionellen Nachrichtensendung verglichen werden. Auch soll der Ansatz zur Medienkritik gegeben werden.

Die praktische Auseinandersetzung mit der Thematik der Nachrichtenrecherche und -Verbreitung hat das Ziel, den Schülern nahezubringen, wie subjektiv auch eine scheinbar perfekt recherchierte Nachrichtensendung ausfallen kann. Das bedeutet nicht, dass man Nachrichten nie trauen sollte und sie am besten gar nicht mehr schauen sollte. Vielmehr geht es darum, Kinder und Jugendliche zu sensibilisieren und sie in bei der Entwicklung einer eigenen, differenzierten Meinung zu den heutigen Themen unserer Gesellschaft zu unterstützen.

Logo Materialien für den Unterricht © Medien in die SchuleWeitere Informationen und die kostenfrei herunterzuladenden Unterrichtsmaterialien zum Gemeinschaftsprojekt von FSF, FSM, Google, DsiN, Telefonica, der Auerbach Stiftung und der Amadeu Antonio Stiftung Medien in die Schule gibt es hier.

Über Greta Drefs

Greta Drefs studierte Medien- und Kommunikationswissenschaften sowie Soziologie an der Martin-Luther-Universität in Halle. Nach ihrem Abitur absolvierte sie ein Praktikum im Bereich Radio und Fernsehen. Hier stieg sie durch einen Wurf ins kalte Wasser in die aufregende Welt der Medien ein. Dabei entwickelte sie großes Interesse für die Arbeit in Film und Fernsehen. Im Sommer 2017 erhielt sie durch ein Praktikum bei der FSF Einblicke in den Jugendmedienschutz.