Digitaler Spielspaß, Unterhaltung und Wissensvermittlung sind längst keine Gegensätze mehr. Dies zeigte sich beim 15. medien impuls, zu dem die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) und die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) vergangene Woche unter dem Titel Let me edutain you – Fit für die digitale Welt? einluden.
Der Unterhaltungswert einer Sendung hängt nicht nur von Emotionen, sondern ganz wesentlich von den Informationen ab. Dies zeigte Dr. Jürgen Grimm, Professor für Kommunikationswissenschaft am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien, in seinem Einführungsvortrag sehr anschaulich.
Dass Wissensvermittlung in Unterhaltungsformaten eine nicht zu unterschätzende Rolle zukommt, machte auch Dr. Marion Esch, Vorsitzende der Stiftung MINT-Entertainment-Education-Excellence deutlich. In Befragungen von Schülern hatte sie herausgefunden, dass v.a. Fernsehserien eine zentrale Rolle bei der Informationssuche zu Berufen zukommt.
Speziell mit Apps für Kinder setzte sich Dr. Friederike Siller, Professorin für Handlungsorientierte Medienpädagogik am Institut für Medienforschung und Medienpädagogik der Fachhochschule Köln, auseinander. Sie leitete einen offenen Onlinekurs mit etwa 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dessen Ergebnis das Wiki www.gute-apps-fuer-kinder.de (Anm. der Red.: Link inaktiv) ist, eine Datenbank mit Besprechungen für Apps, die sich an die kindliche Zielgruppe richten.
Über die Möglichkeiten des mobilen Jugendschutzes informierte Jutta Croll, Geschäftsführerin des Zentrums für Kinderschutz im Internet – I-KiZ. Ihr Fazit: Das Problem des Jugendmedienschutzes bei mobilen Endgeräten ist nicht allein durch technische Jugendschutzprogramme lösbar, sie können aber einen wichtigen Baustein darstellen.
Die Herausforderungen an einen modernen Jugendmedienschutz im Zeitalter von Konvergenz und mobiler Endgeräte wurden schließlich auch in der folgenden Podiumsrunde kontrovers diskutiert. Weitestgehende Einigkeit bestand darin, dass die Diskussion ganzheitlich geführt werden müsse. Statt Interessen einzelner Player sollten die Kinder als Zielgruppe stärker in den Blick genommen werden.
Birgit Guth, Leiterin der Medienforschung und des Qualitätsmanagements bei SUPER RTL, sah im Labeln von Internetangeboten und der damit verbundenen Verwendung von Jugendschutzprogrammen einen äußerst zukunftsträchtigen Ansatz. Carola Witt, Jugendschutzbeauftragte des NDR und Vorsitzende des Arbeitskreises der Jugendschutzbeauftragten von ARD und ZDF, hingegen argumentierte, man könne dieses System derzeit nicht mit gutem Gewissen bewerben, da es weit davon entfernt ist, den gestellten Anforderungen zu genügen. Statt auf eine umfassende gesetzliche Regulierung setzte Friedemann Schindler, Leiter von jugendschutz.net, auf eine Zusammenarbeit der großen Player und auf eine internationale Diskussion. Als „hoffnungslos veraltet“ bezeichnete Thomas Jarzombek, Sprecher und Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Digitale Agenda“ der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, den Jugendmedienschutz in Deutschland. Dass Medienrecht Ländersache sei, mache Entscheidungsprozesse nicht einfacher. Otto Vollmers, Geschäftsführer der FSM, konstatierte: „Der Zug der Realität ist schon längst vorbeigebraust und wir sollten schnell überlegen, mit welchen Mitteln wir hinterherkommen können.“ Er sprach sich daher für eine internationale Bündelung von technischen Ansätzen aus. Das derzeitige System von Aufsicht und Kontrolle sei zu langsam. Um sich den Herausforderungen stellen zu können, sei eine größere regulatorische Flexibilisierung notwendig. Die Grundlagen dafür sollten schnellstmöglich geschaffen werden.
Die Pressemitteilung vom 26. Mai 2014 steht Ihnen als PDF zum Download auf unserer Website zur Verfügung.
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