Aliens mit Fönfrisuren

Der Retrocharme von V – Die außerirdischen Besucher kommen zurück

Tele 5 zeigt ab Sonntag die Kult-TV-Serie der 1980er-Jahre

 

Außerirdische auf Expansionskurs, einige Widerstandskämpfer, 80er-Jahre-Action und eine ordentliche Prise Dallas sind die Zutaten der TV-Serie V – Die außerirdischen Besucher kommen zurück. Heraus kommt eine kultige Produktion, die in den 80er-Jahren große Erfolge beim Publikum feierte und nun erstmals seit 22 Jahren wieder im deutschen Free-TV zu sehen ist. Wirkt sie auch heute noch? Mit dieser Frage beschäftigten sich die FSF-Prüfausschüsse und kamen zu dem Ergebnis, dass die vor mehr als 30 Jahren von der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) ab 16 Jahren freigegebene Serie heute kein Schocker mehr ist: Spannung und Schauwerte halten sich in überschaubaren Grenzen. Den Spezialeffekten sieht man ihr Alter deutlich an. Die Actionszenen wirken aus heutiger Sicht behäbig. Tiefe sucht man bei den Figuren vergeblich. Auch ist die Handlung nicht immer logisch. Dennoch: Die Science-Fiction-Serie hat auch heute ihren ganz eigenen Charme – auf den zweiten Blick.

Der Plot ist schnell erzählt: Hatten es die Helden am Ende der beiden 1983 und 1984 gedrehten Miniserien V bzw. V – The Final Battle geschafft, die Außerirdischen von der Erde zu vertreiben, sind diese in der 19-teiligen TV-Serie V – Die außerirdischen Besucher kommen zurück (1984/85) wieder zurück. An den Absichten der technologisch überlegenen „Besucher“, wie diese genannt werden, hat sich nichts geändert: Sie wollen die Herrschaft über die Erde, ihre Ressourcen für sich nutzbar machen und die Menschen als Nahrungsquelle benutzen. Wieder gelingt es den als Menschen getarnten Leguanen, weite Teile von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zu übernehmen und die Medien zu manipulieren. Doch auch die Gruppe Widerständler um den toughen Reporter Mike Donovan (Marc Singer) und die Ärztin Dr. Julie Parrish (Faye Grant) ist wieder zur Stelle.

Dass Menschen gegen Außerirdische kämpfen, ist kein neues Thema im Science-Fiction-Genre, jedoch immer wieder beim Publikum beliebt. Filme wie The War of the Worlds (1955) oder Close Encounters of the Third Kind (1977) gingen V voraus, später folgte unter anderem Independence Day (1996). In V geht es jedoch nicht nur um den Kampf von Gut gegen Böse. Insbesondere in der ersten Miniserie, aber auch in der 19-teiligen TV-Serie, geht es vor allem um eine Totalitarismuskritik, in der Bezüge zur NS-Zeit immer wieder präsent sind.

Doch es sind letztlich weniger die Themen, die die Serie auch heute noch interessant machen – ginge es nur darum, genügte es, das Remake von 2009 anzuschauen. Es ist vielmehr ihr Retrocharme. Vor allem Diana (Jane Badler), die machthungrige außerirdische Militärstrategin mit 80er-Jahre-Fönfrisur, besitzt großen Unterhaltungswert. Wenn sie mit eiskaltem Blick die nächste fiese Aktion plant, wirkt dies derart überzogen böse, dass sich Schmunzler kaum vermeiden lassen. Spinnt sie eine ihrer Intrigen, so weckt dies Erinnerungen an Dallas. Und waren möglicherweise Jane Fondas Aerobic-Outfits Inspiration für ihre Kostüme? Der (männliche) Widerständler trägt hingegen Blouson, ist in typischer 80er-Jahre-Manier zu allem entschlossen und scheinbar unverwundbar, die Waffe ist schnell gezückt. Putzig sind immer wieder die Auftritte des naiven Außerirdischen Willie (Freddy-Krueger-Darsteller Robert Englund), der sich dem Widerstand angeschlossen hat. Eher komisch als gruselig wirken die Außerirdischen, wenn sie in ihrer wahren Gestalt von Leguanen mit Menschenkörpern in Uniform (oder auch im Bademantel) auftreten.

All dies mag zwar heutige Kinder und Jugendliche, die die FSF-Prüfausschüsse bei der Diskussion der möglichen Wirkungen im Blick hatten, nicht faszinieren, alte Fans der Kultserie und Liebhaber historischer TV-Dokumente wird V – Die außerirdischen Besucher kommen zurück jedoch auch heute noch unterhalten.

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V – Die außerirdischen Besucher kommen – Intro (Deutsch) bei: dailymotion.com/video/x2vnvmp

Zu sehen ist die 19-teilige Science-Fiction-Serie V – Die außerirdischen Besucher kommen zurück (1984/85) ab Sonntag, 16. August 2020, bei Tele 5. In der Zeit zwischen 16.10 Uhr und 20.15 Uhr werden gleich vier Episoden am Stück gezeigt.

 

FSF-ProgrammInfo mit der Altersfreigabe 

FSF ab 12 Jahren Tagesprogramm © FSFNachdem die außerirdischen Besucher von der Erde vertrieben werden konnten, scheint der Sieg gegen die Spezies besiegelt. Die Aliens geben jedoch ihren Plan von der Zerstörung der Menschheit und der Ausbeutung des Planeten Erde nicht auf. Aktiv gehen die Widerständler erneut gegen die Besucher vor und setzen ihnen alles entgegen, was ihnen einfällt.
Die Serie bewegt sich in einem realitätsfernen und langsam erzählten Science-Fiction-Kontext. Es gibt einige Szenen mit gewalttätigen Auseinandersetzungen, die zwar kurzzeitig Spannung aufbauen, jedoch keine nachhaltig ängstigende Wirkung für unter 12-Jährige entfalten, da die Helden zu keiner Zeit in ernsthafter Gefahr sind. In einigen Episoden wurden Gewalthandlungen vom ausstrahlenden Sender vorab bzw. vom FSF-Prüfausschuss durch Schnitte im Zuge der Programmprüfung entschärft. Beim Kampf zwischen Mensch und Alien wird der Einsatz von Gewalt weder verherrlicht noch befürwortend dargestellt. Zudem gibt es viele positive Entlastungsmomente. Die realitätsferne Machart des Formats und die teilweise ungeordnete Darstellung der Ereignisse sorgen für wenig Jugendaffinität, auch wird keine Nähe zur Lebenswelt hiesiger Jugendlicher hergestellt. Insgesamt wirkt die gesamte Handlung aus heutiger Sicht sowohl technisch als auch ästhetisch veraltet und überholt, jedoch wird oft auf die NS-Zeit verwiesen. Da dies für jüngere Kinder nicht decodierbar ist, entfaltet sich keine sozialethisch desorientierende Wirkung. Dem Antrag auf Ausstrahlung im Tagesprogramm konnte stattgegeben werden.

Zu weiteren ProgrammInfos der FSF auf unserer Website geht es hier.

Pay-TV-Anbieter oder Streamingdienste können eine Jugendschutzsperre aktivieren, die von den Zuschauern mit der Eingabe einer Jugendschutz-PIN freigeschaltet werden muss. Somit gelten die üblichen Sendezeitbeschränkungen und Schnittauflagen nicht. Weitere Informationen zu Vorschriften und Anforderungen an digitale Vorsperren als Alternative zur Vergabe von Sendezeitbeschränkungen sind im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (§ 5 Abs. 3 Nr. 1; § 9 Abs. 2 JMStV) sowie in der Jugendschutzsatzung der Landesmedienanstalten (§ 2 bis § 5 JSS) zu finden.”

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir in unregelmäßigen Abständen neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern und externen Antragstellern vorgelegt.

 

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Über Katja Verchow

Katja Verchow ist Medienwissenschaftlerin. Sie ist hauptamtliche Prüferin der FSF und Prüferin bei der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) sowie der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK).