Trendsetter: Die Lümmel von der letzten Bank – Fack ju Göhte 2

Six-Pack fürs Bravo-Poster

Lachen muss ich, weil es so doof ist. Die trauen sich was. Natürlich schauen wir im Prüfausschuss lieber Fack ju Göhte 2 als stundenlang blutige MMA-Kämpfe. Obwohl …, man gewöhnt sich an vieles. Das deutsche Kinopublikum offenbar auch: 7, 7 Millionen Besuchern gefällt das. Die Schweigerhöfers haben den Weg geebnet (naja, eigentlich Peter Alexander, aber das ist eine andere Geschichte): Schnulzbären in Klischeesauce. Es kann nur besser werden. Logisch, warum nicht mal ′ne Brünette: Hauptsache Six-Pack, das reicht für 12-Jährige.

Gerne hätte ich dazu beigetragen, unsere Kinder zu retten. Ihnen zugerufen, dass die wahren deutschen Proletenkomödien noch gar nicht geschrieben wurden. Macht es besser! Seid grausam, rücksichtslos, unverschämt! Aber gebt euch Mühe! Mir sind die Hände gebunden. Ich finde kein Argument, um eine Ausstrahlung im Tagesprogramm auszuschließen. Waterboarding für Handys – reicht nicht, um übermäßige sozialethische Desorientierung zu vermuten. Prügeleien, Explosionen, Erpresserfotos – eindeutig Klamauk, der natürlich grundsätzlich Gewalt verharmlost, aber nicht so, wie der Gesetzgeber es meint. Jungs in asiatischen Masken – nicht nachhaltig ängstigend, es sind doch nur Tsunami-Waisen, die am Strand spielen und auf den weißen Mann warten, der ihnen ein Haus baut. Was soll man sagen? Peter Alexander und die anderen Lümmel von der ersten Bank kamen nur bis Bella Italia. Der Adria hat es nicht geschadet.

Sie haben uns ausgetrickst. Am Ende ist alles hochmoralisch: Die Assis wollen Abi machen und lieben ihren Lehrer, der Six-Pack spendet sein Diebesgut für die gebeutelten Waisenkinder; alle halten zusammen, mit Alkohol sieht man doof aus und die Cannabis-Plantage der Spießer wird niedergebrannt. Da kann man nich meckern, sagt der Berliner.

Apropos Sprache, was ist mit all den Vulgärausdrücken, an denen sich die Arschlöcher von der Goethe (ich muss schon aufpassen, wie ich das schreibe)-Gesamtschule die ganze fucking Schulfahrt lang einen runterhobeln? Die FSF hört genau hin und bleibt ganz entspannt. Wir sind nicht zuständig für Sitte und Anstand, das verwechseln viele. Jugendschutzrelevant werden Sprachmuster, wenn mit ihnen problematische Botschaften verknüpft sind, die das Wertebild von Kindern negativ beeinträchtigen können. Aber bitte schön, hier werden „Asperger-Kinder“ mit einer Umarmung geheilt. Wer sollte sich diskrimiert fühlen? Sicher nicht die kreischigen Kunstfiguren mit dem Herz aus Gold. Filmförderungsanstaltengold. Voll krass beste Anlage wo gibt.

Wie gesagt, ich habe gelacht, ich schäme mich nicht für meine Reflexe. Max von der Groeben weiß nicht, was ein Lady Boy ist und Katja Riemann schnüffelt am Pritt-Stift. Die machen das gut. An den Schauspielern hat es noch nie gelegen bei den deutschen Komödien. Hoffentlich haben sie sich Anteile am Gewinn gesichert, wie die von Star Wars.

Am 25. Februar 2016 startete auf dem Pay-TV-Sender Sky Select die Ausstrahlung der deutschen Komödie Fack ju Göhte 2.

Fack ju Göhte 2 – Freigegeben ab …

FSF ab 12 Jahren TagesprogrammVorgelegt wurde eine überdrehte und temporeich inszenierte Komödie, deren überzogener und selbstironischer Charakter auch von jüngeren Kindern eindeutig als Klamauk zu erkennen ist und klar dem Comedygenre zugeordnet werden kann, wenngleich die Altersgruppe der unter 12-Jährigen nicht alle Inhalte und Klischeebrechungen verstehen wird. Aus der Vielzahl derber Sprüche resultiert insgesamt keine Verschiebung der Wertebilder, denn letztlich werden alle Protagonisten mit ihren Schwächen und Stärken angenommen wie sie sind. Unkorrekte Gags oder die Darstellung von Alkoholmissbrauch werden durch das moralisch einwandfreie Happy End gerahmt. Da keine nachhaltigen Beeinträchtigungen für unter 12-Jährige angenommen werden, kann die Komödie im Tagesprogramm platziert werden.

Zur dieser und weiteren ProgrammInfos auf der FSF-Website geht es hier.

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehpramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.

Über Jürgen Dünnwald

Studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, Völkerkunde und Anglistik sowie Kunst an der FH Köln. Seit 1991 ist er Verfasser von Drehbüchern für Fernsehfilme und -serien, seit 2011 übernimmt er Museumsmoderationen und -workshops für Kinder und Jugendliche für die Kulturprojekte Berlin. Jürgen Dünnwald ist Prüfer bei der FSF.