Hollywoods geheime Filmschmieden

Frisch aus der Programmprüfung der FSF läuft der klassische Actionthriller The Contract heute um 20.15 Uhr bei TELE 5. Der Film erschien 2006 und ist damit nicht mehr ganz oben auf der Hotlist, dennoch lohnt sich der Streifen von Bruce Beresford für einen spannenden Filmabend. Das Team aus Morgan Freeman und Bruce Beresford ist bereits aus Miss Daisy und ihr Chauffeur (1989) bekannt, welcher vier Oscars ergatterte. Dieses Mal ist auch Star-Schauspieler John Cusack mit von der Partie.

Als Ray Keene (John Cusack) und Frank Carden (Morgan Freeman) bieten die beiden dem Zuschauer Identifikationsfiguren, die nicht unterschiedlicher sein können. Carden, ein ehemaliger Millitärsoffizier, tauchte in den 70er-Jahren unter, um als Auftragskiller sein Geld zu verdienen. Als einsamer und undurchsichtiger Mann betritt er nun die Kleinstadt, in der Ray Keene mit seinem Sohn Chris (Jamie Anderson) lebt. Während Carden seinen neuen Auftrag ausführt – den Sohn eines berühmten Milliardärs zu töten, um diesen aus der Reserve zu locken – ist Keene damit beschäftigt, sein Familienleben oder das, was davon übrig blieb, wiederzubeleben. Seit dem Tod seiner Mutter schwänzt Chris immer häufiger die Schule, raucht Marihuana und ist ständig gereizt. Keene plant einen gemeinsamen Camping-Trip, damit die beiden wieder zueinanderfinden. Entgegen aller Erwartungen verläuft Cardens Auftrag nicht ganz nach Plan und er findet sich im Krankenhaus mit zwei Polizisten wieder, die ihn der Staatsanwaltschaft übergeben wollen. Normalerweise würden sich die Wege der beiden Protagonisten gar nicht kreuzen, doch wie der Zufall will, stürzt das Polizeiauto bei einem Befreiungsversuch von Cardens Komplizen in genau den Fluss, den Ray und Chris wenig später beim Wandern überqueren. Der gesetzestreue Ray nimmt sich dem in Handschellen gefangenen Frank Carden an und will ihn sicher wieder der Polizei übergeben, doch Cardens Komplizen sind ihnen dicht auf den Fersen. Ein Katz-und-Maus-Spiel rund um die schönen Spokane Wasserfälle im Bundesstaat Washington beginnt.

Der Film verhandelt viele verschiedene Konflikte, beispielsweise zwischen Vater und Sohn, FBI und örtlicher Polizei, oder auch den inneren Konflikt des Auftragskillers, der Ray und Chris in sein Herz schließt. Dabei werden die Thematiken jedoch lediglich angeschnitten. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt dem Zuschauer sowieso nicht, denn die Erzählstränge laufen munter weiter. Was dem ein oder anderen in den Dialogen vielleicht fehlen mag, holen die Schauspieler in ihrer Darstellung jedoch wieder raus. Auch die Actionszenen sind spannend inszeniert und halten ungeahnte Story-Wendungen bereit.

Beresford war sich einigen Unzulänglichkeiten des Drehbuchs durchaus bewusst, es war also auch keine große Überraschung, als die Produzenten ihre finanzielle Unterstützung nach 50 Tagen einstellten. Um die Dreharbeiten zu beenden, musste der Australier auf sein Privatvermögen zurückgreifen. Vielleicht ist dies einer der Gründe, warum große Teile des Films in Sofia, der bulgarischen Hauptstadt gedreht wurden.

Osteuropa ist bei Hollywoodregisseuren sehr beliebt. Studios wie Filmstudios Barrandov (Tschechien), Bojana Film Studios (Bulgarien), Mafilm (Ungarn) und Buftea Filmstudio (Ungarn) entwickelten sich seit den 50er- und 60er-Jahren immer mehr zu beliebten Filmschmieden.

Während die bulgarische Filmindustrie in den 70er-Jahren boomte (30 bis 40 Filme/Jahr), könne man „heute froh sein, wenn im Jahr drei bulgarische Filme entstehen“, sagt der Filmemacher und Produzent Victor Chuchkow. 2006 wurden die Bojana Filmstudios schließlich an die amerikanische Firma Nu Image verkauft, welche die Studios in „Nu Boyana Film Studios“ umbenannte und fortan mehrere Kinofilme wie beispielsweise London Has Fallen produzierte. Spätestens nach dem Dreh des Acionfilms The Expandables trieben sich auch die Actionstars der 80er – Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, Bruce Willis und Co. – in dem Studio rum. Bulgarische Filmschaffende und professionelle Schauspieler sind darüber eher wenig erfreut. Produzieren können sie – wenn überhaupt –  nicht mehr in den Bojana Studios.

 

FSF: freigegeben ab ..?

FSF: freigegeben ab 12 Jahren | Hauptabendprogramm © FSF

Während eines Vater-Sohn-Ausflugs entdecken die beiden zwei im Fluss treibende Männer, einen Polizisten und seinen Gefangenen. Beim Versuch, den Verurteilten im nächsten Ort abzuliefern, versuchen dessen Komplizen ihn zu befreien.
Vorgelegt wurde eine um drastische Gewaltszenen gekürzte Fassung des Polit- und Actionthrillers. Die verbleibenden Gewaltmomente sind ausreichend dezent gestaltet, ohne jedoch verharmlosend zu wirken. Die teils sehr spannungsstark inszenierte Handlung bietet demgegenüber zahlreiche Entlastungsmomente. Ein klares Gut-Böse-Schema hilft bei der Orientierung, da die Figur des Gangsters sehr charismatisch daherkommt. Aber der Vater bietet seinem Sohn ein verlässliches Wertesystem. Zudem bewirkt die überzeichnete Darstellung der Antagonisten eine distanzierte und realitätsferne Wahrnehmung. Die für Kinder und Jugendliche zur Identifikation geeignete Figur des Jungen bleibt während der gesamten Zeit unversehrt und verhält sich stets klug und gefasst. Ein Publikum ab 12 Jahren wird während der Rezeption dieser Schnittfassung nicht mit nachhaltig beeinträchtigenden Inhalten konfrontiert, eine Ausstrahlung im Hauptabendprogramm ist daher möglich.

Zu weiteren ProgrammInfos auf der FSF-Website geht es hier.

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern und externen Antragstellern vorgelegt werden.

Über Chiara Swenson

Chiara Swenson studierte Medien- und Kommunikationswissenschaft sowie Psychologie. Vor ihrem Studium besuchte sie eine Kunstschule in Leipzig und lernte die Grundlagen des Kommunikationsdesigns, der Fotografie und Malerei. Anschließend absolvierte sie ein Praktikum im Bereich Bild- und Onlineredaktion. Ihr Interesse gilt vor allem der visuellen Kommunikation und der Medienwirkungsforschung.