Teuflische Schwestern – Kennst du deine Schwester wirklich?

Mit dieser Frage oder vielmehr mit dem erzeugten Gefühl von Angst und unmittelbarer Beklommenheit spielt die Serie Teuflische Schwestern, die am 10. Mai um 22 Uhr auf bio. – THE BIOGRAPHY CHANNEL in deutscher Erstausstrahlung gezeigt wird.

Die dreiteilige Dokureihe behandelt in jeder Episode zwei Mordfälle unter Schwestern. Das Verhältnis der unzertrennlichen Geschwister erfährt durch ihre Lebensumstände einen tiefen Einschnitt und entwickelt sich in das andere Extrem. Die feindselige Hassliebe wird eine von beiden mit dem Leben bezahlen. Die Dokumentation lebt von den Interviews mit damaligen Polizeiermittlern, Zeugen und Familienangehörigen. Die einzelnen Fälle werden von Schauspielern, die über eine verblüffende Ähnlichkeit verfügen, nachgestellt. Zum Ende hin, wenn es zur Aufklärung des Falls und zur Gerichtsverhandlung mit anschließender Bestrafung kommt, werden auch Fotos und Videomaterial der eigentlichen Täterinnen eingeblendet.

Das Format bedient sich dabei auch der Stilmittel des klassischen Horrorfilms. In jedem neuen Fall werden die Schwestern auf ähnliche Weise vorgestellt: Arm in Arm stehen sie bei Vogelgezwitscher und Sonnenschein innig beieinander, bis sich plötzlich der Himmel und ihre Mienen verdunkeln, die Musik einer Spieluhr ertönt und eine Frau im Hintergrund – sachte und leicht verstört – hinter einem Fenstervorhang hervorlugt. Spätestens jetzt weiß der Zuschauer, also irgendetwas stimmt hier nicht.

FSF ab 12 Jahren © FSF
FSF ab 12 Jahren © FSF

Die drei Episoden tragen vielversprechende Titel wie Fatale Verbindung, Böse Absichten und Dunkles Verlangen. Wobei auffällt, dass gleich der erste Fall von Sarah und Stevie zu den brutalsten gehört. Um an das Erbe und die Ersparnisse der einen Schwester heranzukommen, schmiedet die Mittellose einen mörderischen Plan. Sie gibt vor, die Stadt verlassen zu haben und erschlägt dann hinterhältig ihre schlafende Schwester mit einer Metallstange. Die zersägten Leichenteile werden in einer Tiefkühltruhe verstaut und zur Spurenbeseitigung das Haus angezündet. Das nenne ich mal eine naheliegende Lösung eines Problems – im Falle man ist ein psychopathischer Serienkiller. Generell ist es sehr erschütternd, zu was der Mensch aus teilweise banalen Beweggründen fähig ist. Das angewandte Kalkül zeigt, dass der Grat zwischen heiler Welt und fürchterlicher Katastrophe schmal ist. Die Frage nach Gerechtigkeit und ob in jedem Menschen – wie in der Serie formuliert – das Böse steckt, kommt einem in den Sinn. Haben die Angehörigen wirklich nicht bemerkt, dass sich eine solche Tragödie anbahnen wird oder hat es schlichtweg niemanden interessiert?

Inhaltlich und dramaturgisch reiht sich das Format nahtlos in die Gruppe der amerikanischen Dokumentationen über Mörder und Psychopathen ein, wie z. B. Autopsie. Anders an dieser Serie ist die Tatsache, dass alle Morde zwischen Frauen und innerhalb familiärer Strukturen passieren. Das zeigt, dass Mordgelüste keinem spezifischen Geschlecht zuzuordnen sind und keiner Regel folgen.

Die FSF prüfte Teuflische Schwestern und kam zu dem Ergebnis, das Dokuformat für Zuschauer ab 12 Jahren im Hauptabendprogramm freizugeben, da die Mordszenen nie direkt gezeigt werden und die Machart der Dokumentation Raum zur Distanzierung schafft. Der sonntägliche Tatort und andere Kriminalserien haben sicherlich auch ihren Anteil daran, da sie unsere Sehgewohnheiten beeinflussen und eine größere Akzeptanz in Bezug auf Gewalt und Kriminalität zur besten Sendezeit geschaffen haben.

Die Serie wird ihren Erwartungen auf Gefühle von Grusel, Angst sowie Fassungslosigkeit gerecht und ist spannend und kurzweilig inszeniert. Wer ein Fan von solchen Formaten ist, kann ohne Bedenken einschalten. Allen, die immer bedauert haben Einzelkind zu sein, zeigt die Serie, dass es auch Vorteile hat, welche die eigene Lebenserwartung durchaus verlängern können.

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Für Anbieter, die ein Jugendschutzsignal vorschalten können (z.B. Sky, bio, Fox u.a.), gelten die üblichen Sendezeitbeschränkungen und Schnittauflagen nicht.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.

Über Stefanie Kummer

Stefanie Kummer ist Absolventin der DEKRA Hochschule Berlin. Sie wurde nicht, wie zu vermuten, als Kfz-Mechatronikerin ausgebildet, sondern im Bereich der Film- und Fernsehproduktion. Ihre Medienaffinität bewog sie dazu, während eines Praktikums bei der FSF zusätzlich Erfahrungen und Qualifikationen im Bereich Jugendmedienschutz zu sammeln. Neben dem Interesse an Medien interessierte sich Stefanie sehr für die Arbeit mit Kindern. Mittlerweile arbeitet sie im Bereich Medienpädagogik und kulturelle Bildung.