Planet 9 – Ein Himmelskörper mit Raum für offensive Spannung und Emotion

Planet 9 – Der nach dem dieses Jahr nur durch die Bewegung der anderen Himmelskörper entdeckten neunten Planeten benannte Filmblock des 45. Sehsüchtefestivals lässt sich am 22. April im Kino 1 der Filmuniversität KONRAD WOLF in Potsdam Babelsberg begutachten. Es handelt sich dabei um einen Filmblock der Kategorie Genre mit den besten Filmen aus Action, Horror, Science-Fiction und Mystery, dessen Gewinner direkt vom Publikum gewählt wird und der 2016 erstmalig den Sehsüchte-Kosmos ergänzt. Als Sehsüchte-Mitarbeiterin war ich bei der Vorauswahl der Filme dabei und möchte den neuen Filmblock des Festivals näher vorstellen.

Impressionen Sehsüchte 2015
Impressionen Sehsüchte 2015

Genre – Die Definition breitet sich über Filme wie eine Wolke, löst sich an manchen Stellen auf, um sich an einem anderen Punkt wieder zu verdichten. Letztendlich ist es ein Kommunikationsvertrag zwischen Zuschauer, Filmemachern und Verleihern, um ungewollte Überraschungen zu vermeiden und auf Vorwissen aufzubauen.

Im Genrefilmblock Planet 9 von Sehsüchte wird sich den Filmen gewidmet, die bewusst einem Genre entsprechen und damit umzugehen wissen. Das Aufgreifen verschiedener Genres kann dabei spielerisch wirken oder die Figuren in ein völlig neues Licht tauchen.

Jeder Zuschauer hat eine grobe Vorstellung davon, wie eine Verfolgungsjagd im Thriller funktioniert, dass mit einem Kettensägen-Mann im Wald eigentlich nicht zu spaßen ist, jede Clique einen Loser, einen Verräter und einen Quarterback braucht und dass Kinder in Horrorfilmen meist mehr von der Welt verstehen als Erwachsene. Nur durch dieses Wissen ist es möglich, in unglaublicher Kürze eine komplett neue Welt zu erschaffen und dem Zuschauer in Sekunden eine Vorstellung der  Hauptfigur zu geben. Denn anders als in einem beobachtenden Drama ist in diesen Filmen der Konflikt schnell klar und es geht um die Zündung beim Publikum: um die Neugierde auf eine neue Welt, die Spannung, ob das Gute siegt, die Komik von Überspitzungen und Angst vor dem, was im Dunkeln lauert. Die Zuschauer mit ihren Reaktionen und Emotionen stehen im Fokus.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Bilder: Impressionen Sehsüchte 2015 © Sehsüchte/Sandra Ratkovic

Präsentiert werden das britische Militärdrama The Border von Norman Tamkivi, die Mystery-Komödie Drie Mensen Vinden Een Auto des Niederländers Max Lunters, das deutsche Science-Fiction-Jugenddrama Milliardenmarsch von Adrian Goiginger, der holländische Thriller Broker von David-Jan Bronsgeest und das tschechische Horrormärchen Lesapán von Pavel Soukup.

Norman Tamkivi: The Border © Sehsüchte 2016
Norman Tamkivi: The Border © Sehsüchte 2016

The Border zeigt einen Grenzsoldaten, welcher strikt den Auftrag seines Offiziers befolgt, die Grenze dichtzuhalten und jeden, der sie versucht zu überschreiten erschießt. Grund dafür sei das unheilbare S7-Virus, welches die Menschen im ‚Süden’ befallen habe. Scharfschütze Thomas wird an sein äußerstes Limit getrieben, als er einen Grenzenwanderer zu erkennen meint. Der präzise Thriller schafft es, durch die Wendung den Protagonisten komplett aus seiner bisherigen Gefühlswelt zu reißen und so dem Zuschauer die Brutalität dieser Dystopie (mit klarem Bezug zu aktuellen Themen) vor Augen zu führen.

Max Lunter: Drie Mensen Vinden Een Auto © Sehsüchte 2016
Max Lunter: Drie Mensen Vinden Een Auto © Sehsüchte 2016

Drie Mensen Vinden Een Auto ist, worauf der Titel schon hinweist, die Geschichte dreier Menschen, die auf mysteriöse Weise aufeinandertreffen: sie sehen einen selbstfahrenden Oldtimer. Für jeden erscheint das Auto als Lösung seiner größten Probleme: Als letzter Weg, seine Frau zu beeindrucken, in dem wahren Besitzer seinen Traumprinzen zu finden oder durch den Verkauf des Exemplars die Schönheits-OPs nach der Schwangerschaft zu bezahlen. Ein wildes Spiel der Genres mit viel Humor und irren Charakteren erwartet das Publikum. Die Welt in niederländisch scheint definitiv eine lustigere zu sein.

Adrian Goiginger: Milliardenmarsch © Sehsüchte 2016
Adrian Goiginger: Milliardenmarsch © Sehsüchte 2016

Milliardenmarsch handelt genau davon: von einem Marsch, dessen Preis eine Milliarden Euro sind. Die einzige Bedingung ist, nicht stehen zu bleiben oder vom Weg abzukommen. Sollte man sich dieser Bedingung entziehen, durchtrennt ein Halsband die Schlagader. In einer Hunger-Games-Stimmung gezeichnet begleitet man die jugendlichen Jungen durch eine wunderschöne Berglandschaft. Zwischen Gruppendynamik und eiskaltem Tod zeigt sich der Film als dystopischer Sci-Fi mit Coming-of-Age-Figuren. Am Freitagabend ist seine Weltpremiere zu sehen.

David-Jan Bronsgeest: Broker © Sehsüchte 2016
David-Jan Bronsgeest: Broker © Sehsüchte 2016

Der Broker ist Überlieferer einer ganz besonderen Ware. Als er eines Abends seine Kollegen dabei beobachtet, wie sie an das Gut gelangen, wechselt der verhärmte Mann augenblicklich die Seiten und eine tödliche Verfolgungsjagd beginnt. Der Thriller wartet mit Motorradstunts und vielen Männern in Leder auf.

Pavel Soukup: Lesapán © Sehsüchte 2016
Pavel Soukup: Lesapán © Sehsüchte 2016

Lesapán erzählt das Märchen um einen Förster und seine Tochter, die am Waldesrand leben. Der Wald und das kleine Mädchen sind sein ein und alles – er würde alles tun, um sie zu beschützen. Allmählich wird deutlich, dass etwas im Schatten der Bäume lauert, was sowohl gefährlich als auch verführerisch auf das rothaarige Kind wirkt. Die Horrorsaga um die Hüter des Waldes verzaubert, erschreckt und rührt zu tiefst.

Der Freitagabend wird ab 22 Uhr genrereich und spannungsgeladen. Versüßen Sie sich mit Popcorn und toughen Geschichten den Abend. Aber auch bei den anderen Filmblocks von Jugendfilm über Animation bis Dokumentar- und Spielfilm lohnt es sich, einen Platz warmzuhalten. Das Sehsüchtefestival startet heute Abend um 19 Uhr und präsentiert bis Sonntag über 114 internationale Filme. Einen weiteren Beitrag im FSF-Blog zum Sehsüchtefestival 2016 finden Sie hier.

Was: Planet 9 – Genre Block, Internationales Studentenfilmfestival Sehsüchte 2016
Wann: 22. April 2016, ab 22.00 Uhr
Wo: Kino 1, Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF

Viele weitere Informationen rund um das Festival mit Interviews, Personenvorstellungen, Drehbuchnominierungen etc. gibt es im Sehsüchte-Facebook-Kanal und auf der Website sehsuechte.de. Die FSF ist Festivalpartner von Sehsüchte.

Über Henrike Rau

Henrike Rau studierte Architektur an der Universität Kassel und danach Digitale Medienkultur und Medienwissenschaften an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF. Neben Uniprojekten wie Sehsüchte, der Kinderfilmuni oder Kooperationen mit dem Filmmuseum Potsdam haben Praktika beim UFALab und bei der FSF ihre Ausbildung mit Praxis belebt.