Frohes neues Jahr, ihr „Pimmelnasen“

Das neue Jahr ist gerade wenige Tage alt und schon sorgen Joko und Klaas wieder einmal für einen „Social-Media-Aufreger“.

Schon seit Jahren ist das Duo, bestehend aus Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf, dafür bekannt, ihre Zuschauer nicht nur mit Comedy zu unterhalten. Die beiden haben es sich zur Aufgabe gemacht, zu provozieren und die Grenzen des Möglichen zu testen. Dass sie dieser Mission nicht nur in ihrer Sendung „Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt“ auf Pro7 nachkommen, zeigt ein erst kürzlich bei Instagram hochgeladenes Foto.

 

Was ist zu sehen?

Wie man sich bei dem berühmt-berüchtigten Moderatorengespann schon denken kann, handelt es sich nicht um einen einfachen Schnappschuss aus dem letzten Urlaub.

Auf dem „Objekt der Begierde“ ist Joko in einer eng anliegenden, hautfarbenen Hose zu sehen. An sich wäre das keinen Kommentar wert, wenn dieses besondere Beinkleid nicht die Blicke durch ein aufgemaltes Gesicht auf sich ziehen würde. Denn inmitten der angedeuteten Haare und des Bartes ziert dieses spezielle Konterfei anstelle der Nase einen Penis. Der ein oder andere Betrachter wird sich sicherlich gefragt haben, was das zu bedeuten hat. Glücklicherweise wird die Erklärung zu dem „Kunstwerk“ gleich mitgeliefert: „So, ihr Pimmelnasen. Mal schauen was IG so blockt“.

 

 

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So, ihr Pimmelnasen… Mal schauen was IG so blockt.

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Wirklich ein „Aufreger“?

Ob man dieses Foto nun schön findet oder nicht, liegt bekanntlich im „Auge des Betrachters“. Das Bild, bereits 17 Tage von Instagram unberührt, wurde schon fast 29.000 Mal geliked. Doch wie jeder provozierende Beitrag, der sich auf den Social-Media-Kanälen wiederfindet, hat auch dieser unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Ein genauer Blick in die über 1.400 Kommentare lässt deutlich werden, was die Follower von dieser ungewöhnlichen Aktion halten. Interessant ist, dass nicht nur über die Echtheit seines „besten Stückes“ diskutiert wird, wie eine Userin fragt: „Joko jetzt sag schon, ist der echt?“ (marias.little.world). Ein anderer User sieht in dem Verhalten des Social-Media-Kanals wiederum eine unfaire Behandlung: „Hauptsache mein Account wird 2x gelöscht wegen nichts und ihr könnt das so machen fix wegen dem blauen haken.“(eeasy) Oft finden sich aber eben auch Kommentare , die genau das thematisieren, was der Moderator bezwecken wollte, nämlich eine Debatte darüber, was auf Instagram erlaubt ist und was nicht. „Weder Männer noch Frauen sollten Nippel oder sonst was zeigen dürfen! Will bestimmt nix von Männern sehen.“ (randy.oder.wer.)

Also, was darf denn nun gezeigt werden und was nicht? Was ist ästhetisch und was ist schon pornografisch?

 

Das Regelwerk von Instagram

In den Gemeinschaftsrichtlinien bei Instagram heißt es: „Aus verschiedenen Gründen ist die Darstellung von Nacktheit auf Instagram jedoch nicht zulässig. Das gilt auch für Fotos, Videos und digital erstellte Inhalte, auf denen Geschlechtsverkehr, Genitalien und Nahaufnahmen nackter Gesäße zu sehen sind. Weiterhin zählen dazu Fotos, auf denen Brustwarzen von Frauen zu sehen sind. Fotos, die Narben nach einer Brustamputation oder aktiv stillende Mütter zeigen, sind jedoch erlaubt. Auch Nacktheit in Fotos, die Gemälde und Skulpturen abbilden, sind in Ordnung.“

Trotz dieser Vorgaben wurden in der Vergangenheit vielfach Fotos entfernt, die weder anzüglich noch sexistisch waren. Woran es nun liegt, dass genau dieses Foto noch nicht gelöscht wurde, weiß nur Instagram.

 

Die doppelte Moral um die Nacktheit

Dass die Debatte um „Nacktheit“ bei Instagram nicht neu ist, zeigt eine Aktion aus dem Jahr 2015. Die schwedische Fotografin und Künstlerin Arvida Byström rief ihre Twitter-Follower mit dem Post: Can we make a ceremony for all the banned ig posts?“ auf, ihr all jene Bilder zuzusenden, die Instagram anstößig fand und wieder löschte.
Aus diesen fast 300 Fotos entstand in Kooperation mit der Fotografin Molly Soda ein Bildband mit dem Titel: „Pics or It Didn’t Happen“. Ein genauer Blick in dieses Buch zeigt mehr als deutlich Instagrams paradoxes Verständnis von Anstößigkeit. Unter dieser Vielzahl an Aufnahmen lassen  sich unter anderem Abbildungen von Intimbehaarung oder mit den Händen verdeckte Brüste finden. Doch nicht nur Nacktheit wird verbannt, wie das Foto des Fotografen Issaac Kariuki zeigt (#2 Das Portrait). Zu sehen ist hier das Porträt einer farbigen Frau, die ihr Handy zwischen Gesicht und Kapuze geklemmt hat. Dieses Buch ist der gedruckte Beweis, das Instagram anscheinend mit zweierlei Maß misst , wenn es um die Umsetzung ihrer eigenen Richtlinien geht.

Doch immer mehr Prominente, wie die amerikanische Schauspielerin Sarah Silverman, machen sich ihrem Ärger über die „Doppelmoral“ von Instagram Luft. Im Mai 2019 löschte der Onlinedienst ein von ihr hochgeladenes Foto, auf dem sie nackt vor dem Spiegel posierte. Doch viel zu sehen gab es, bis auf ihre Brustwarzen, nicht. Alles Weitere wurde geschickt von den Kosmetikartikeln in dem Spiegelschrank verdeckt. Nachdem das Bild von ihrer Seite entfernt wurde, überflutete Silverman die Plattform mit Bildern von Männerbrüsten, auf denen immer deren Brustwarzen zu sehen waren. Erstaunlicherweise wurden diese, bis auf wenige Ausnahmen, nicht entfernt.

All diese Beispiele zeigen, dass Instagram mit weltweit einer Milliarde Nutzenden ihre Algorithmen zum Löschen unerwünschter Inhalte noch einmal überarbeiten sollte.

Doch so lange dahingehend nichts unternommen wird, werden wir wahrscheinlich noch häufiger solche Bilder wie das „Pimmelnasen-Foto“ von Joko und Klaas auf Instagram zu sehen bekommen.

 

Quellen und Links:

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Über Sarah Boost

Sarah Boost hat Geschichte und Deutsche Literatur an der Humboldt Universität zu Berlin studiert. Ihr Interesse an Medien bewog sie dazu, ein Praktikum bei der FSF zu machen. Hier konnte sie ihrer Vorliebe für das Schreiben nachgehen. Als freie Autorin unterstützt sie weiterhin den fsf blog.