Ich erinnere mich noch gut an die ein oder andere Diskussion mit meinen Eltern über mein Verhalten im Internet. Unsere Standpunkte sahen eigentlich immer gleich aus: „Ich möchte einfach nicht, dass du da auf irgendwelche gefährlichen Seiten gerätst, ich mach mir doch bloß Sorgen um dich!“, versus: „Ach Mama, du hast doch gar keine Ahnung. Ich kenn mich was das angeht besser aus als du!“ Darauf folgte dann meistens irgendeine Einschränkung seitens meiner Eltern oder sogar ein völliges Computerverbot. Dieses Verbot bewirkte damals – wie meistens im Leben – jedoch das genaue Gegenteil. Die gewollte Abschreckung vor „den Gefahren des Internets“ weckte erst recht meine Neugierde. Das Verbot war sinnlos.
So wie ich damals verschaffen sich auch viele andere Kinder und Jugendliche trotzdem irgendwie den Zugang zu den „gefährlichen“ Medien. Ich denke, mein Interesse hätte man stillen können – und zwar ganz ohne Computerverbot.
Aufklärung ist hier das Stichwort. Denn eines ist klar: Medien, seien es Fernseher, Computerspiele oder auch das Internet, nehmen einen Großteil des Alltags von Jugendlichen ein. Ein schieres Verbot dieser Freizeitbeschäftigungen macht in der heutigen Zeit häufig wenig Sinn. Viel wichtiger ist es stattdessen, die Medien anzunehmen und zu schauen, welche Auswirkungen sie auf den Alltag von Kindern und Jugendlichen haben können.
An dieser Stelle setzt der Jugendmedienschutz ein. Sei es die Vergabe von Altersfreigaben für Kinofilme, die Regelung von Sendezeiten im Fernsehen oder eine Altersfreigabe von Computerspielen. Der Jugendmedienschutz versucht, die unterschiedlichen Angebote im Medienbereich inhaltlich zu überprüfen und in ihrer Freigabe zu bewerten. Dafür werden die Inhalte nach verschiedenen Kriterien untersucht und beispielsweise diskutiert, ob ein bestimmter Inhalt ängstigend oder entwicklungsbeeinträchtigend auf Kinder und Jugendliche wirken könnte. Der Jugendschutz bewegt sich hier in einem gewissen Spannungsfeld, denn was als gefährlich oder nicht gefährlich gilt, wird immer auch vom fortlaufenden gesellschaftlichen Wandel bestimmt.
Kinder und Jugendliche sollten vor denjenigen Einflüssen geschützt werden, die sie in ihrer eigenständigen und freien Entwicklung einschränken könnten. Das Grundgesetz legt in Art. 5 auf der einen Seite die Freiheit der Medien, auf der anderen Seite jedoch auch den Jugendschutz als staatliche Grundwerde fest. Der Jugendmedienschutz hat sich dies zur Aufgabe gemacht und versucht, diese Ambivalenz in Einklang zu bringen. Kindern und Jugendlichen kann so eine Orientierung in ihrem Medienhandeln gegeben werden.
Vor einem strikten Verbot eines bestimmten Mediums sollten Kinder und Jugendliche lernen, ihr eigenes Verhalten beim Fernsehen, Zocken oder Chatten zu reflektieren. Was kann alles passieren, was junge Menschen allein entwicklungstechnisch noch gar nicht einschätzen können? Wer entscheidet, ab wann man den neuen Ego-Shooter zocken darf oder wie alt man sein muss, um in den neuesten Kino-Thriller gelassen zu werden? Und vor allem: Warum entscheidet das jemand? Das Lehrmaterial Medien in die Schule – Einführung in den Jugendmedienschutz verfolgt das Ziel, Schülern einen Einblick in dieses Spannungsfeld, in die Schwächen und Stärken des Jugendschutzes zu gewähren.
Das interaktive Arbeitsmaterial unterteilt sich diesmal in vier Module, die alle praktisch durchzogen sind und sich zum Teil aufeinander beziehen.
Modul 1 widmet sich den Grundlagen des Jugendmedienschutzes. Hier wird zunächst einmal das Anliegen des Jugendmedienschutzes geklärt und die genauen Inhalte und Handlungsmöglichkeiten beschrieben.
Die folgenden Module werden inhaltlich dann expliziter und beschreiben die Handlungsfelder des Jugendmedienschutzes.
Modul 2 erläutert den Jugendmedienschutz im Fernsehen und Kino, Modul 3 bezieht sich auf das Internet und Modul 4 erläutert das Handlungsfeld des Jugendschutzes bei Computerspielen.
Da Digitalisierung, Medienkonvergenz und die Vielzahl an Kommunikationskanälen, deren dezentrale und auch internationale technische Struktur, eine komplette Kontrolle unmöglich machen, muss die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen gestärkt und Risikominimierung vorangetrieben werden. Die Vermittlung eines reflektierten und bewussten Umgangs mit Medien ist oberstes Ziel der Medien in die Schule-Materialien, sie leisten mit den kostenfreien Modulen und Werkzeugkoffern einen wichtigen Beitrag dazu.
Weitere Informationen und alle Downloads zu den Unterrichtsmaterialien zum Gemeinschaftsprojekt von FSF, FSM, Google, DsiN, Telefonica, der Auerbach Stiftung und der Amadeu Antonio Stiftung Medien in die Schule gibt es hier.