Morgen, am 1. Mai 2014, zeigt Sat.1 um 18.00 Uhr die Buchverfilmung des Bestsellers Tintenherz.
Es war einmal in einer cineastischen Parallelwelt, dort lebte der zu junge und zu gutaussehende Geschichtenerzähler und Buchliebhaber Mortimer Folchart. Von jedermann nur Mo genannt, verfügte er über eine besondere Gabe: Wann immer er laut aus einem Buch vorlas, entflohen die Märchengestalten in die Wirklichkeit und reale Personen wurden in die Geschichte gezogen. Dieses schreckliche Schicksal ereilte auch seine Frau Theresa, als er ihr und ihrem Neugeborenen – nichts ahnend von seiner Fähigkeit – aus dem Märchenbuch Tintenherz vorlas. Zum Tausch wurden der Feuerspeier Staubfinger, aber auch der machtgierige Capricorn und seine Handlanger zum Leben erweckt. Viele Jahre vergehen, doch Mo gibt die Suche nach seiner verschwundenen Frau nicht auf. Gemeinsam mit seiner nun schon jugendlichen Tochter Meggie macht er sich auf die Jagd nach dem vermeintlich letzten Exemplar von Tintenherz.
Der Film Tintenherz feierte 2008 unter der Regie von Iain Softley in den deutschen Kinos seine Premiere. Die Vorlage für diese Abenteuergeschichte lieferte das gleichnamige Buch der renommierten Kinder- und Jugendbuchautorin Cornelia Funke. Besonders hervorzuheben sind die animierten, visuellen Effekte sowie die Drehorte in unberührter Natur, die Kulissen und aufwendigen Kostüme. Brendan Fraser ist bekannt aus den Filmen George – Der aus dem Dschungel und Teuflisch, in welchem er an der Seite von Liz Hurley spielte. Er war Cornelia Funkes erste Wahl für die Hauptrolle des Mortimer Folchart. Jetzt ist die Frage: Welche Eigenschaften sollte ein Geschichtenerzähler und Bücherwurm mitbringen? Meist denkt man an einen älteren Mann mit warmer, tiefer Stimme, einem leicht eigenbrötlerischen, aber warmherzigen Einschlag und reichlich Lebenserfahrung im Gepäck. Nun, vielleicht ist es oberflächlich gedacht nach dem passenden Motto „Never judge a book by its cover“, aber irgendwie kauft man das dem etwas sehr glatten Fraser nicht ganz ab. Was der einen Hauptfigur an Tiefe fehlen mag, vermag eine andere Nebenfigur beizusteuern. Helen Mirren ist Tante Elinor oder besser Tante Elinor ist Helen Mirren, was uns zurück zur Geschichte führt.
Mo und seine Tochter finden tatsächlich ein Exemplar des Märchenbuches, doch bei dem Vorhaben, dieses bei Tante Elinor in Sicherheit zu bringen, werden sie von Capricorns Schergen überfallen und auf seine Burg verschleppt, in der auch Theresa gefangen gehalten wird. Durch einen Zufall entdeckt Meggie, dass sie das Talent ihres Vaters geerbt hat, was sich Capricorn zunutze macht. Denn sein Bestreben ist es, den fürchterlichen Schatten mit Hilfe einer der magischen Stimmen herbeilesen zu lassen, um somit die Weltherrschaft an sich zu reißen. Bei einer gelungenen Flucht können sie den Buchautor und Erfinder der Tintenwelt ausfindig machen, was ihnen die Möglichkeit eröffnet, das Unheil abzuwenden und Gerechtigkeit walten zu lassen. Wer wissen will, ob sie diese Chance ergreifen und die Familie am Ende vereint ist, sollte am 1. Mai um 18 Uhr Sat.1 einschalten.
Allerdings wurde die Fernsehfilmversion senderseitig gekürzt, was die Figuren etwas blass und unlebendig wirken lässt. Die Schnitte sind dramaturgisch einschneidend, da zum einen die Motivationen der Figuren und zum anderen das Spiel zwischen Protagonist und Antagonist nicht ganz deutlich werden.
Was dem einen Leid ist des Jugendschutzes Freud. Die verschiedenen Erzählstränge sowie die Vermischung von Realität und Fiktion könnten bei unter 12-Jährigen zur Verwirrung führen und somit das Verständnis der Handlung beeinträchtigen. Daraus resultiert jedoch eher Desinteresse als eine anzunehmende Entwicklungsbeeinträchtigung. Durch die Schnittkürzungen, die überwiegend Gewaltszenen betreffen, ist nicht von einer Ängstigung auszugehen und dies führte seitens der FSF zu einer Freigabeentscheidung für das Tagesprogramm ab 12 Jahren.
Ins Kino würde man für die geschnittene Fassung vielleicht nicht gehen, aber ein Highlight für einen Familien-Fernsehabend ist Tintenherz definitiv. Schön ist auch der Umgang mit dem, in jüngeren Generationen schon fast verdrängten, Medium des gedruckten Buches und seinen Fähigkeiten. Erwachsene denken an die Kraft der Märchen zurück, die ihnen erzählt wurden, und in Kindern und Jugendlichen wird die Faszination für literarische Fantasiewelten wiederbelebt.
Manch einer würde sich Mortimers Gabe wahrscheinlich auch selbst gern zu eigen machen und manch anderer/das Gegenüber wundert sich, warum der Lebenspartner neuerdings die Abendlektüre immer laut im Bett vorliest.
Zur ausführlichen ProgrammInfo auf der FSF-Website geht es hier.
Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.
Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.