Der sehr geheime Geheimagent: Agent X

Ab 12. November 2015 ist Agent X im amerikanischen Auftrag auf TNT Serie unterwegs.

Es ist wieder soweit und der nächste Hollywoodstar lässt sich auf die heimische Mattscheibe katapultieren. In der neuen TNT Actionserie Agent X aus der Feder William Blake Herrons (Die Bourne Identität) trägt Sharon Stone als Natalie Maccabee die große Bürde über John Case (Jeff Hephner) alias Agent X zu verfügen. Neben TNT Originals sind auch Beacon Pictures und Armyan Bernstein Produzenten, während Sharon Stone und William Blake Herron auch selbst als Executive Producer fungieren.

Wer glaubt CIA, FBI und die US Army wären Amerikas einzige menschliche Waffen, der liegt falsch. Ein Mann ohne Identität, der Bevölkerung ebenso unbekannt wie dem amerikanischen Präsidenten (John Shea), ist die gefährlichste Waffe, die Amerika zu bieten hat. Von seiner Existenz und seiner Funktion weiß lediglich der gegenwärtige Vizepräsident und der Chief Stewart Malcolm Millar (Gerald MacRaney).

Als Natalie Maccabee (Sharon Stone) zu ihrem neuen Amt als Vizepräsidentin beglückwünscht wird, ahnt sie noch nicht, welches große Geheimnis sich in den Tiefen des Weißen Hauses befindet. Erst nach eingehender Prüfung des Kamins in den Vizepräsidentsgemächern eröffnet sich ihr ein Raum, der die amerikanische Geschichte um einen Krieger und einen Absatz der Unabhängigkeitserklärung bereichert. So erhält der Vizepräsident im zehnten Abschnitt die Aufgabe, Amerika durch diesen geheimen Krieger ohne Identität zu schützen. Natürlich steht die von ihrem Glück Überfallene nicht allein da und Millar wird ihr als großväterlicher und integrer Beistand an die Seite gestellt. Zu dritt agieren sie elegant zwischen politischen Besprechungen des Weißen Hauses und den Abkommen in ihrem geheimen Kämmerlein.

Neben der episodischen Erzählung der actionreichen Aufträge des Agenten X wird das Privatleben der drei Hauptfiguren dem Zuschauer eher bruchstückhaft, doch horizontal erzählt, näher gebracht. Natalies Ehemann war Senator und kam bei dem Unfall ums Leben, den sie knapp überlebte. Malcolm hat eine Familie, die er in seinen vollen Terminplan nur schwerlich einbauen kann. Und was für ein Actionheld wäre John, wenn nicht auch er eine mindestens so tragische Vergangenheit wie die Vizepräsidentin aufzuweisen hätte. Schließlich ist nur ein gebrochener Mann ein wahrer Mann. So kann dieses Männlichkeitsbild auch starke Frauen als Partner oder Gegner vertragen, was sich geradezu als Motiv innerhalb der Serie zeigt. Da wäre z.B. Olga Petrovka (Olga Fonda), eine ehemalige bildschöne Zirkusartistin, so gut wie unbesiegbar im Nahkampf und mit einer Schwäche für Alkohol, Zigaretten und Prunk. Eben ein nettes russisches Klischee mit Biss. Auch Luna (Angelica Celaya) präsentiert sich als starke Frau. Sie ist eine mexikanische Polizistin, gezeichnet durch den Tod ihres Freundes mit gefestigten Familiensinn und Aberglauben.

Mit Klischees wird in Agent X so hoch aufgefahren, dass man des Öfteren meint, ein Zwinkern darin wiederzuerkennen. Auch Anspielungen auf James Bond oder Batman sind augenfällig, denn was ‚M’ und 007 für Britannien sind, sind Maccabee und Case mit einem freundlichen Lächeln für Amerika. Millar besitzt in seinem stets adretten schwarzen Anzug mit Fliege und mit seiner Intelligenz deutliche Ähnlichkeit zu Batmans ‚Butler’ Alfred.

Etwas ausbaufähig erscheinen die Bösewichter der ersten Folgen (mit Ausnahme von Olga), denn jene sind meist so arrogant, dass ihr Scheitern schnell abzusehen ist, vor allem, da John die lässige Aura des Unbesiegbaren eines Bonds aus den 1960ern an sich hat. Auch wenn man ihm zugutehalten muss, dass sein freundlich-liebes Gesicht eine schöne Irritation zu seiner Funktion bildet, erscheint er meist etwas zu glatt und der Sieg geht ihm etwas zu locker von der Hand. Da sollten die Actionhelden seit den 1990ern raus gewachsen sein. Dennoch schaut man ihm und vor allem der eleganten Olga gern bei ihren durchchoreogafierten gewaltsamen Auseinandersetzungen zu. Aber man erhofft sich auch eine Vertiefung der horizontalen Erzählung, um der Serie mehr Substanz zu geben. Beispielsweise spielt das Intro stark mit den Symbolen von Verschwörungstheorien, wie die über Illuminati und Freimaurer und die Ermordung einiger Präsidenten, wobei dies zunächst kaum aufgenommen wird.*

Alles in allem fügt sich Agent X passgenau ins Actiongenre, bietet gute Stunts, Humor und Anspielungen. Es lässt sich nur wünschen, dass die Schurken mit den Episoden an Charakterzügen gewinnen, denn sie stellen für ein Konstrukt einer schwarz-weißen Welt den gewichtigen Gegenpart da, der gerade in diesem Genre nicht unterschätzt werden darf.

TNT Serie strahlt Agent X ab heute um 20.15 Uhr aus.

Agent X – Freigegeben ab …
Ausgestattet mit der „Lizenz zum Töten“ tritt Agent X gegen Drogenbosse und sonstige Kriminelle an.
Das Kampfgeschehen wirkt dabei überwiegend choreographiert, ein gewisser Humor im Spiel mit Klischees ist vorhanden und es kommt auch immer wieder zu langen Dialogpassagen, die eine entlastende Wirkung erzielen, jedoch sind die Gewaltspitzen zu drastisch und auch teilweise zu zynisch, um darin nicht eine Gefährdung für unter 16-Jährige zu sehen. Auch die hohe Gewaltbereitschaft des Protagonisten sowie die parastaatlichen Strukturen an Recht und Ordnung vorbei wurden noch als desorientierend für 12- bis 15-Jährige eingestuft. Deswegen wurde für eine Freigabe im Spätabendprogramm ab 16 Jahren entschieden.

Zur ausführlichen ProgrammInfo auf der FSF-Website geht es hier.

Der Sender TNT Serie darf alle Episoden der Serie auch schon vor 22.00 Uhr ausstrahlen, weil er als Pay-TV-Anbieter eine Jugendschutzsperre aktivieren kann, die von den Zuschauern mit der Eingabe einer Jugendschutz-PIN freigeschaltet werden muss. Somit gelten die üblichen Sendezeitbeschränkungen und Schnittauflagen nicht. Weitere Informationen zu Vorschriften und Anforderungen an digitale Vorsperren als Alternative zur Vergabe von Sendezeitbeschränkungen sind im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (§ 5 Abs. 3 Nr. 1; § 9 Abs. 2 JMStV) sowie in der Jugendschutzsatzung der Landesmedienanstalten (§ 2 bis § 5 JSS) zu finden.”

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehpramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.

*Anmerkung der Redaktion:
Der Text basiert auf Sichtung der Episoden 01, 02, 04, die der FSF zur Prüfung vorlagen.

Über Henrike Rau

Henrike Rau studierte Architektur an der Universität Kassel und danach Digitale Medienkultur und Medienwissenschaften an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF. Neben Uniprojekten wie Sehsüchte, der Kinderfilmuni oder Kooperationen mit dem Filmmuseum Potsdam haben Praktika beim UFALab und bei der FSF ihre Ausbildung mit Praxis belebt.