Wir alle kennen sie von Netflix und RTL: Orange is the New Black und Block B – Unter Arrest sind Fernsehserien mit einem großen weiblichen Ensemble und spielen in einem Frauengefängnis. Fans können gespannt sein, denn jetzt erobert auch die australische Serie Wentworth die deutsche Heimat. Das Gefängnisdrama, die Vorlage für Block B – Unter Arrest, wird schon seit 2013 im australischen Fernsehen gezeigt und nun auch seit dem 7. Dezember 2016 bei Sky 1 ausgestrahlt.
Wentworth handelt von den Ereignissen im gleichnamigen Frauengefängnis in dem australischen Staat New South Wales. Bea Smith (Danielle Cormack) tritt ihrem vorläufigen Lebensabschnitt als Gefangene in Untersuchungshaft entgegen, nachdem ein Verfahren wegen versuchten Mordes an ihrem Ehemann Harry (Jake Ryan) eröffnet wurde. Die Geschichte beginnt mit typischen Schwierigkeiten und der Präsentation harscher Zustände im Gefängnis: Einordnen in die Rangordnung, Revierkämpfe, Drogenschmuggel. Schnell kommt es allerdings neben den gewöhnlichen Konflikten – sowohl zwischen den verschiedenen Frauenlagern als auch innerhalb der Gefängnisaufsicht – zu einem Eklat: Mord an der Direktorin Jackson – und auch für den Zuschauer geht die Suche nach dem Mörder los – die Spannung ist entfacht.
Zur Frage nach dem Mörder an Governor Meg Jackson (Catherine McClements) gesellt sich der Erzählstrang um Beas Privatleben. Um einer Anklage wegen versuchten Mordes zu entgehen, einigten sich Bea und ihr Mann in seinem Sinne – Harry ist sehr bedacht auf das Gerede anderer – auf eine Falschaussage: Harry plante einen Selbstmord. Bea ist durch diese Lüge nun allerdings ihrem Mann erneut ausgeliefert, der die Situation perfide ausnutzt und Bea quält, indem er ihr den Kontakt zur gemeinsamen Tochter Debbie (Georgia Flood) verbietet. Obendrein glaubt ihnen sowieso niemand die Selbstmordstory.
Auch wenn es in Wentworth vordergründig um Bea geht, werden im Verlauf der Serie auch Geschichten aus der Vergangenheit der Mithäftlinge durch Rückblenden aufgegriffen. Zum Beispiel die Tragik um Doreens (Shareena Clanton) Mutter-Tochter-ähnlichen Beziehung zur kleinen Kaja, dem Sonnenschein des Zellentrakts, rückt in der zweiten Episode weiter in den Fokus. Dabei werden Gegenwart und Vergangenheit farblich in kühl gehaltenen Rückblenden sehr gut voneinander getrennt. Beim Zuschauer kommt keine Verwirrung auf, in welcher Zeitebene er sich gerade befindet. Ein minutiös getimter Schnitt zwischen den Zeitachsen befördert den Thrill, sodass dem Zuschauer ein Gefühl vermittelt wird, als beeinflussen die Erlebnisse aus der Vergangenheit die Handlungsfähigkeiten der Filmfiguren in der Gegenwart. Die Wahl der Effekte und der rasante mit zahlreichen eher unvorhersehbaren Ereignissen gespickte Erzählstil machen die Serie fesselnd und interessant, sodass selbst ein bekennender Nichtfan dieses Genres Begeisterung an der Geschichte entfaltet.
Die mit dem ASTRA Award als beste Dramaserie ausgezeichnete australische Serie – die fünfte Staffel ist bereits in Auftrag gegeben – zeigt menschliche Abgründe, präsentiert aber auch Werte wie Freundschaft und Zusammenhalt. Spannend bleibt, wie sich der Konflikt zwischen den zwei Insassinnen-Lagern um Franky Doyle (Nicole da Silva) und Jacs Holt (Kris McQuade) in Wentworth entwickelt. Wer wird diesen Kampf wohl gewinnen? Und wer ist eigentlich verantwortlich für den Tod des Governors Meg Jackson?
Nachdem vergangenen Mittwoch schon die ersten beiden Episoden von Wentworth bei Sky 1 gezeigt wurden, gibt es heute ab 20.15 Uhr die Fortsetzung (Episoden drei und vier). Alle Folgen sind außerdem über Sky On Demand, Sky Go und Sky Ticket abrufbar.
FSF-Freigabe
Die dicht erzählte Serie in einem Frauengefängnis spielend präsentiert aufgrund der dargestellten Umstände und Machtverhältnisse sowohl einige gewalthaltige Bilder als auch bedrohliche Szenen, teils durch Rückblenden mit deutlichen Gewaltspitzen. Diese Fashbacks können wegen ihrer aufgegriffenen Themen (häusliche Gewalt, Demütigung, Vergewaltigung, Mordversuch) belastend für ab 12-Jährige sein. Die verfremdete Inszenierung sowie die deutlich erkennbare Fiktionalität des Genres wirken jedoch distanzierend und werden für die Ausstrahlung im Hauptabendprogramm als verträglich für diese Altersgruppe gewertet. Ab 12-Jährige grenzen den dargestellten Handlungsort, das Gefängnis, klar von der eigenen Lebenswelt ab.
Zur dieser und weiteren ProgrammInfos auf der FSF-Website geht es hier.
Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.
Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehpramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.