Die Zeit ist ein flacher Kreis

Als True Detective Anfang des Jahres anlief, überschlugen sich die Kritiker geradezu mit Lob. HBO hatte sich in alter Stärke zurückgemeldet. Die Serie ist nicht nur hervorragend besetzt, sondern hat eine Färbung, die trotz der ungesättigten Töne durchtränkt ist mit dichter Atmosphäre und Mysterium. Eine Stimmung, die viel mit der Landschaft des US-amerikanischen Südens zu tun hat, wo das Drama spielt, und die der Regisseur Cary Fukunaga gekonnt in melancholische Bilder epischen Ausmaßes zu verpacken wusste. True Detective zieht einen sofort in seinen Bann. Die Serie handelt primär von einem grausigen Mordfall, der potenziell zu einer ganzen Serie von Morden gehört. Die Geschichte wird in Rückblicken erzählt. Ein abgewrackter Matthew McConaughey (Rust Cole), vom Leben und diversen Substanzen gezeichnet, wechselt sich dabei mit einem ebenso in die Jahre gekommenen Woody Harrelson (Marty Hart) ab. Weiterlesen ...

Serien-Identitätskrise

Die Emmy-Nominierungen sind raus. Und es herrscht Kategorienchaos. Ein Problem, das der Kritiker Alan Sepinwall als Vorgang umreißt, wenn eine Serie wie Shameless von der Dramakategorie ins Komödienfach wechseln kann, nachdem sie die düsterste Staffel überhaupt abgeliefert hat. Wenn True Detective als Dramaserie angesehen wird, während American Horror Story eine Miniserie ist, obwohl beide Shows dieselbe Struktur haben. Und wenn die vierte Staffel von Treme als Miniserie gehandelt wird, weil davon nicht genug Folgen produziert wurden, um irgendwo sonst eingereicht zu werden. Weiterlesen ...

Die Ruhe weg

In Norwegen sehen sie dem Gras beim wachsen zu. Naja, nicht ganz. Aber sie sehen im Fernsehen Booten und Bahnen beim Fahren, Leuten beim Stricken und Holz beim Verbrennen zu. Da wäre das Gras nur der nächste logische Schritt. Vielleicht würde auch das dieselben unglaublichen Einschaltqouten bringen wie die Boote und Bahnen. Und das Holz. Denn die sind bei Weitem kein Witz. Langsames Fernsehen – „Slow TV“ – nennt sich dieser Trend, über den inzwischen in der gesamten Weltpresse berichtet wird. Losgetreten hat ihn der norwegische Staatssender NRK 2. Als 2009 die landschaftlich spektakuläre Traditions-Bahntrasse Bergen-Oslo 100 Jahre alt wurde, hatte der Produzent Rune Møkleburst die Idee, die gut sieben Stunden dauernde Fahrt live zu übertragen. Komplett. Jede abgefahrene Minute. Weiterlesen ...

Ende der Spielzeit. Teil 3 – Britisches

Katja Dallmann schaut zurück - auf die letzte Herbst/Winter-, die eigentlich eine Herbst/Winter/Frühling-Saison ist. Und die hatte wahrlich so einiges zu bieten. Teil 1 und 2 Ende der Spielzeit erschienen bereits zu Beginn der Woche. Heute nun der letzte Streich! Von den Briten gab es in der letzten Saison hauptsächlich Kostümgewaltiges – von der Welt der Kaufhäuser um die vorletzte Jahrhundertwende über Gangsterbanden und die Aristokratie zu Beginn des 20.- bis hin zu altbekannten französischen Helden des 17. Jahrhunderts. Außer natürlich … Sherlock. Von dem gab es nämlich die lang erwartete dritte Staffel. Und die sorgte gleich für Kontroversen. Denn die Macher waren vom gewohnten Stil abgewichen – dramaturgisch und visuell. Es gab neue Regisseure und es menschelte. Sherlock (Benedict Cumberbatch) tat plötzlich Dinge, die man von ihm nicht gewohnt war und die am Mysterium kratzten und so mancher Fan tat sich schwer damit. In Foren konnte man lesen, dass man auch gern noch fünfzig Jahre hätte im alten Fahrwasser weiter schwimmen können. Und ich muss sagen, auch bei mir stellte sich nach der ersten Folge noch nicht ganz die alte Begeisterung ein. Weiterlesen ...

Ende der Spielzeit. Teil 2 – Unterirdisches, Blutrünstiges und Komisches

Eine Serie, die sich immer schon schwer einordnen lässt, ist The Good Wife, die mit einem Knall in die inzwischen sechste Staffel ging. Obacht! Spoiler voran. Denn die Handlung entledigt sich einer ihrer zentralen Männerfiguren: Will Gardner (Josh Charles). Die Figur des Will ist jedoch Teil des Liebesdreiecks zwischen ihm, Alicia (Julianna Margulies) und ihrem Irgendwie-Ehemann (Chris Noth). Eine der Konstellationen, die die Show auf der persönlichen Ebene mit am Laufen hält. Die Tragödie seines Abgangs entpuppt sich jedoch als Geniestreich. Denn vor allem einige weibliche Figuren treten plötzlich aus Wills Schatten hervor. Weiterlesen ...