Wenn wir so aussehen und uns so verhalten wie alle anderen in unserer Gruppe auch, bleiben wir bestenfalls Mittelmaß. Wer besonders sein und etwas erreichen will, muss auffallen, sich in irgendeiner Weise von den anderen abheben.
Eine besondere Bedeutung haben Aufmerksamkeitsstrategien im Wirtschaftsleben. Je mehr Marken es gibt, deren Qualitätsunterschiede immer geringer werden, desto wichtiger ist es, durch eine besondere Form des Marketings auf sich aufmerksam zu machen. Fernsehsender und soziale Netzwerke haben inzwischen eine Währung entwickelt, durch die Aufmerksamkeitserzeugung in Geld umgerechnet werden kann: die Einschaltquoten, die Klicks oder die Likes.
Das Bedürfnis, aufzufallen und sich von anderen abzuheben, bestimmt heute mehr denn je unser Leben, sei es privat, sei es beruflich. Wer einen Job haben will, für den sich auch viele andere Menschen beworben haben, hat das gleiche Problem wie ein Politiker, Schauspieler oder Fernsehsender: Wer sich nicht von seinen Konkurrenten abhebt und auffällt, wird keinen Erfolg haben. Die Medien, auch das klassische Theater, nutzten oft das Tabu der Nacktheit, durch dessen Übertretung Aufmerksamkeit gewiss war. Aber alle Reize nutzen sich irgendwann ab. tv diskurs stellt unterschiedliche Strategien vor und fragt, welche Folgen dies für die Entwicklung unserer Gesellschaft haben kann: Müssen wir uns auf eine weitere Eskalation einstellen oder schaffen wir es, dies kulturell zu bändigen? Fällt man vielleicht eines Tages dadurch auf, dass man normal ist?
EDITORIAL
INTERNATIONAL
Von Freundschaft, Nähe zu den Eltern und der ersten großen Liebe
Barbara Felsmann
Bewährtes System nach niederländischem Vorbild
Islands Jugendmedienschutz vertraut auf das NICAM-Modell
Jens Dehn
FILMFREIGABEN
Filmfreigaben im Vergleich
PÄDAGOGIK
Medieneinsatz zu Bildungszwecken
Neues Urheberrecht sorgt für klarere Regelungen
Oliver Castendyk
Heranwachsen mit digitalen Medien – ein neuer Sozialisationstypus?
Perspektiven auf Kindheit und Jugend heute
Daniel Hajok
„Prävention vor sexueller Gewalterfahrung darf keine Sexualprävention werden!“
Uwe Sielert
TITEL
Das digitale Erfolgsrezept
Aufmerksamkeit als Währung
Georg Franck
Wandel der Öffentlichkeit
Aufmerksamkeitsstrategien im Wechselspiel von Medien und Politik
Werner C. Barg
„Ohne ein Ethos der Aufmerksamkeit entwickeln sich Gesellschaften nicht weiter.“
Winfried Kluth
Sagen, was ist. Die Neuen Rechten und die Medien
Simone Neteler
Warum Nackte uns anziehen
Essayistische Erklärungsversuche
Jens Förster, Manfred Nussbaum
„Ich brauche keinen Undercut!“
Über den Selbstversuch, Influencer zu werden
Francesco Giammarco
Kolumne: Diese elf Gedanken zum Thema „Aufmerksamkeit“ werden Ihr Leben verändern
Michael Ebmeyer
WISSENSCHAFT
Das Porträt: Stephan Packard
Alexander Grau
MEDIENLEXIKON
DISKURS
Unsere fremde Verwandtschaft
Tobias Hürter
„Unsere Öffentlichkeit ist bedroht wie selten zuvor!“
Bernhard Pörksen
Über Medien spricht man nicht
Ergebnisse der aktuellen FIM-Studie
Tilmann P. Gangloff
RECHT
Urteil: Schwedisches Alkoholwerbeverbot für zwei britische Sender unvereinbar mit der Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste (AVMD-RL)
LITERATUR
DAS LETZTE WORT
Filmquiz: vier Bilder – ein Film