YouTube-Stars

Zur Rezeption eines neuen Phänomens.

von Alexander Rihl und Prof. Dr. Claudia Wegener

Medienpersonen, die bei Jugendlichen besonders populär sind, fanden sich ursprünglich in Filmen und Serien, als Musikstars auf großen Bühnen oder im Sport. Seit Kurzem allerdings macht eine neue Generation den traditionellen Stars ihren Rang streitig. YouTuber erobern die Kinder- und Jugendzimmer und erreichen einen Bekanntheitswert, um den sie andere medienöffentliche Persönlichkeiten beneiden. Eine quantitative Onlinebefragung der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF ist nun der Rezeption von YouTubern nachgegangen.

Die neuen Medienlieblinge wollen gar nicht als Stars bezeichnet werden. Sie verstehen sich als Macher, die sich in besonderer Weise durch die Nähe zum Publikum auszeichnen. Diese stellen sie über jugendaffine Themen her, über die kontinuierliche Produktion von Videos sowie eine von Zuschauern und Akteuren gleichermaßen wahrgenommene Authentizität. Die Voraussetzungen für den Erfolg der YouTuber sind auch aufseiten ihrer Nutzer gut: 30 % der Jugendlichen nennen YouTube als ein von ihnen favorisiertes Onlineangebot (vgl. JIM-Studie, MPFS 2014). Auch steigt die Anzahl der Jugendlichen, die ein eigenes Konto bei YouTube haben (vgl. ebd.; Goldmedia 2015). Dass das Fernsehen gegenüber dem Internet bei Heranwachsenden seinen Stellenwert eingebüßt hat, können Jugendmedienstudien seit Längerem ohnehin eindrücklich belegen. Somit scheint es nur konsequent, wenn sich auch die Protagonisten der Onlineszene mit ihrer Popularität durchsetzen. Diese bemisst sich nunmehr nicht in Einschaltquoten oder Chart-Platzierungen; die neue Währung sind „Klicks“ (Aufrufe) oder Abonnentenzahlen. Wer – wie der Gamer Gronkh – mehr als 3,5 Mio. Abonnenten aufweist, gehört zu den Aushängeschildern der deutschen YouTube-Szene und setzt Maßstäbe.

Screenshot Gronkh - YouTube-Kanal
Screenshot Gronkh – YouTube-Kanal

Eine quantitative Onlinebefragung der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF ist der Rezeption von You-Tubern nachgegangen. Zur Teilnahme aufgerufen wurden Personen, die eine YouTuberin oder einen YouTuber „gut finden“ und sich ihre bzw. seine Videos regelmäßig ansehen. Allein das Feedback auf die Befragung kann als ein Indiz für die Bedeutung des Phänomens gewertet werden. So wurde der über verschiedene Foren, Webseiten und Communitys beworbene Fragebogen innerhalb von vier Wochen von mehr als 4.000 Personen aufgerufen; insgesamt 1.174 Personen füllten ihn vollständig aus. Das Durchschnittsalter der Befragten lag bei 19 Jahren; vor allem die 15- bis 18-Jährigen beteiligten sich an der Erhebung. Personen unter 14 Jahren fanden sich unter den Teilnehmenden ebenso selten wie solche, die älter als 23 Jahre alt waren.

Weiterlesen? Dieser Beitrag von Prof. Dr. Claudia Wegener und Alexander Rihl ist in voller Länge in der aktuellen tv diskurs 3/2015 Ausnahmezustand. Unser Umgang mit medialen Darstellungen von Krisen und Katastrophen erschienen. In die Printversion dieses Artikels hat sich leider bei der Beschriftung der Grafiklegende ein kleiner Fehler eingeschlichen, den wir vor dem Druck nicht mehr korrigieren konnten. Sowie ein falsche Zahlenangabe, die wir im oben zitierten Auszug bereits korrigiert haben: statt 1.174, heißt es in der Printversion 1.170 Befragte.
Die korrigierte Fassung finden Sie hier als PDF zum Download.

Weitere Beiträge zum Thema YouTube finden Sie unter blog.fsf.de/tag/youtube.

Über tv diskurs

Die Fachzeitschrift tv diskurs – Verantwortung in audiovisuelle Medien informiert wissenschaftlich, pointiert und verständlich über aktuelle Entwicklungen im Bereich des Jugendschutzes, der Medienforschung und der Medienpädagogik. Sie erscheint viermal im Jahr und bietet ein Forum für unterschiedliche Positionen. Es werden nicht nur aktuelle Entwicklungen im Medien- und Jugendschutzbereich aufgegriffen, sondern auch grundlegende, philosophische Fragestellungen diskutiert.