Britannia: Game of Thrones trifft Asterix

Wir schreiben das Jahr 43 nach Christus und die Römer wollen Britannien erobern. Die Chancen stehen gut: Die Römer sind geübte Eroberer und die keltischen Inselbewohner zerstritten. Will man den Römern – und ihrem Anführer Aulus Plautius (David Morrissey aus The Walking Dead) – trotzen, muss man sich zusammenraufen. Auf ihrer Seite haben die Kelten die geheimnisvollen Druiden und mit ihnen die schwarze Macht der Unterwelt – reicht das aus, um die römische Invasion abzuwenden?

Historische Spektakel als Serien-Kult

Viele komplexe Charaktere, Krieg, Blut und Gewalt, verstrickte Handlungsmuster und ein Hauch Magie – das klingt erstmal nach unseren Freunden aus Westeros. Game of Thrones ist und bleibt Vorreiter des historischen Serien-Spektakels – daran kann und will Britannia auch nichts ändern. Doch seien wir ehrlich: Game of Thrones kommt erst 2019 wieder. Der Versuch, historische Stoffe sehenswert aufzuarbeiten, ist zudem bereits mit Vikings geglückt. Wer sich für Historisches und Fantasy begeistert, sollte Britannia eine Chance geben. Die komplexe Handlung animiert zudem zum Dranbleiben und Miträtseln um die Wirrungen in Britannien.

Wie historisch korrekt Britannia wirklich sein will, wird sich noch zeigen. Der Fokus scheint jedoch ohnehin weniger auf historischen Fakten, sondern auf der Spiritualität der Kelten zu liegen – vielmehr Fantastisches inspiriert von historischen Ereignissen also. Wer geschichtliche Kenntnisse jenseits Asterix und Obelix besitzt, weiß ohnehin schon, wie der römische Kampf um das antike Großbritannien entschieden wurde.

Girlpower im Stil der Kelten

Sogar starke weibliche Charaktere scheint Britannia bereitzuhalten (Und ja, es ist traurig, dass das 2018 überhaupt erwähnt werden muss). Die keltischen Kriegerinnen Kerra (Kelly Reilly) und Antedia (Zoë Wanamaker) sind verfeindet, müssen sich für den Kampf gegen die Römer aber zusammenschließen. Kerra versucht sich gegenüber ihrem Vater zu beweisen, während sich Stammeskönigin Antedia mit den Worten: „Ich scheiße auf die Seelen deiner Toten. Ich trinke dein Blut, bevor es meines verschmutzt.“ vorstellt – möglicherweise das keltische Versprechen von Frauenpower? Es gilt abzuwarten, welches Schicksal den beiden im Staffelverlauf bevorsteht.

Blutiges Britannien

Dass 43 n. Chr. der Kampf der Römer gegen die Kelten nicht friedlich ausgetragen wurde, ist bekannt. Das Gewaltniveau Britannias überrascht dennoch. Ob Notwehr oder Angriff: Gewalt scheint nicht nur allgegenwärtig, sondern scheint in Britannia auch immer notwendig. Obwohl jüngere Zuschauer sich durch Ort und Zeit der Handlung vom Gesehen distanzieren können, kann die schiere Menge und Inszenierung der Morde und Tötungen erst von älteren Jugendlichen – mit Genrekompetenz – eingeordnet werden. Auch weil die Erklärungsmuster der Handlungen (zunächst) ausbleiben. Wer ist gut und wer ist böse? Auch das bleibt unklar – die ersten Folgen wollen scheinbar nur zeigen, dass hier niemand vor Brutalität zurückschreckt. Für ein jüngeres Publikum von unter 16 Jahren ist diese Einordnung jedoch als Hilfestellung um das Gesehen zu verstehen und verarbeiten zu können von Bedeutung. Britannia ist dementsprechend eher als „die etwas andere Geschichtsstunde“ für ab 16-Jährige zu verstehen.

Zu sehen gibt es die neun Folgen der Historien-Fantasy-Serie ab heute, 23. Februar, bei Sky Atlantic ab 20.15 Uhr.

FSF ab 16 Jahren Spätabendprogramm © FSF

FSF: freigegeben ab …

In jeder Episode der gewaltintensiv inszenierten Fantasyserie gibt es zahlreiche Kämpfe und Gewalthandlungen von starker Drastik und Intensität, die die Verarbeitungsfähigkeiten unter 16-Jähriger deutlich überfordern. Zwar sind Handlung und Zeit historisch angesiedelt und weit entfernt vom Alltag hiesiger Jugendlicher, was realitätsfern und distanzierend wirkt – jedoch lange nicht ausreicht, die präsentierten Gewalthandlungen zu relativieren. Innerhalb des ambivalenten Figurenensembles verschwimmen Gut und Böse; selbst die Stämme untereinander liefern sich erbitterte Kämpfe, bei denen zur Einigung nie ernsthaft friedliche Optionen erwogen werden. Viele Distanzierungs- und Relativierungsmöglichkeiten sind vorhanden: fehlendes Identifikationspotential, Realitäts- und Alltagsferne, Genregehalt, fiktionaler Charakter, Inhalt und Gestaltung bieten Entlastung, aber das Klima der allgegenwärtigen und anhaltenden Gewalt auf diesem hohen Niveau – begleitet von einer gelegentlich sehr zynischen und kaltblütigen Sprache – wird erst einem Publikum ab 16 Jahren zugetraut, verarbeiten und einordnen zu können.

Diese und weitere ProgrammInfos auf der FSF-Website gibt es hier.

Der Sender Sky Atlantic darf die Episode der Serie auch schon vor 22.00 Uhr ausstrahlen, weil er als Pay-TV-Anbieter eine Jugendschutzsperre aktivieren kann, die von den Zuschauern mit der Eingabe einer Jugendschutz-PIN freigeschaltet werden muss. Somit gelten die üblichen Sendezeitbeschränkungen und Schnittauflagen nicht. Weitere Informationen zu Vorschriften und Anforderungen an digitale Vorsperren als Alternative zur Vergabe von Sendezeitbeschränkungen sind im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (§ 5 Abs. 3 Nr. 1; § 9 Abs. 2 JMStV) sowie in der Jugendschutzsatzung der Landesmedienanstalten (§ 2 bis § 5 JSS) zu finden.”

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehpramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.

Über Laura Keller

Laura Keller studierte Kultur- und Bildungswissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg, bevor sie ihren Master in Kinder- und Jugendmedien an der Universität Erfurt begann. Sie gibt medienpädagogische Workshops in Schulen und hofft, Kinder und Jugendliche für den kritischen und kreativen Umgang mit Medien zu begeistern. Während ihres Praktikums gewann sie Einblicke in die Arbeit der FSF.