Der Teufel vom Time Square

Schlaghosen, Zigaretten, lockige Koteletten und verschmutzte Straßen. Das Setting des New Yorks im Manhattan der 70er-Jahre. Mittendrin, in einem verrauchten Club am Times Square, träumen die Zwillingsbrüder Vincent und Frank Martino von einem besseren Leben. Klingt vielleicht banal, aber zwischen den Straßen voller Dreck, zwielichtigen Zuhältern und misshandelten Prostituierten könnte doch vielleicht etwas Größeres, Besseres auf die zwei Brüder warten?

Zu dieser Zeit eröffnen grade die ersten Sexkinos in der Stadt und sind gegenüber der klassischen Prostitution auf der Straße eine echte Neuheit. Die Szene ist zwar noch klein, aber schon bald gelingt Vincent und Frank der Einstieg in das Business. Gemeinsam holen sie eine Prostituierte nach der anderen von der Straße und bieten ihnen an, sich für ein bisschen Rekelei vor der Kamera ein paar Dollar dazuzuverdienen. Was auf den ersten Blick wie ein leichtes Geschäft erscheint, entwickelt sich schnell zum Problem, denn die Szene ist von Drogenproblemen und HIV-Infizierungen geprägt. Und wie die Mutter eines Zuhälters zu sagen pflegt: Wer krank ist, ist nichts wert.

Zu sehen ist das alles in der Dramaserie The Deuce bei Sky Atlantic. Das Erzähltempo von The Deuce ist ungewöhnlich langsam und erinnert mehr an einen Spielfilm als an eine Serie. Produziert für den amerikanischen Sender HBO schafft David Simon zusammen mit George P. Pelecanos (The Wire oder Show me a Hero) eine Welt mit höchst aufwendig inszenierten Schauplätzen. Die Kleidung, die Kulisse, die Farbgebung – alles stimmt und passt sich perfekt in das typische Bild der 70er-Jahre-New-Yorker-Szene ein.

James Franco, der die Hauptrollen der Zwillinge Vincent und Frank Martino spielt, ist mit seinem vollen Schnauzbart und den langen, schmierigen Haaren auf den ersten Blick gar nicht wiederzuerkennen. Der US-Amerikaner, unter anderem bekannt aus Filmen wie Spider-Man oder Tristan & Isolde, wirkte neben seiner Rolle auch als Regisseur einiger Folgen von The Deuce mit, so zum Beispiel in Folge drei: Eine Frage des Prinzips.

Der Titel der Serie richtet sich an den Schauplatz des Geschehens, nämlich den New Yorker Times Square an der 42nd Street in Manhattan. Aus forty deuce (42) wird kurz: The Deuce und beinhaltet neben dem Straßennamen die Bezeichnung für den Teufel. Und wenn man die Geschehnisse an der verruchten Ecke genauer betrachtet, könnte man auch fast vermuten, dass der Teufel hier sein Unwesen treibt.

Sky Atlantic strahlt die Serie seit dem 11. September wöchentlich montags 20.15 Uhr aus und wir haben einige Episoden geprüft.

FSF-ProgrammInfo: freigegeben ab …

FSF: freigegeben ab 12 Jahren | Hauptabendprogramm © FSFDie Serie zeichnet sich durch ein langsames Erzähltempo aus und bietet wenig interessante Identifikationsfiguren für Kinder und Jugendliche. Die Geschichte ist in den 1970er-Jahren angesiedelt und ist sowohl filmästhetisch als auch inhaltlich weit entfernt vom Alltag hiesiger Kinder und Jugendlichen. Einige Sexszenen werden zwar gezeigt, sind jedoch zurückhaltend dargestellt. Das düstere Milieu der Prostituierten- und Pornoszene wirkt entzaubert und keinesfalls idealisierend. Eine sexistische und geschlechterrollen-orientierte Sprache ist zwar festzustellen, diese ist allerdings eindeutig in den Kontext eingeordnet. Eine desorientierende Wirkung auf Zuschauer ab 12 Jahren ist daher nicht zu vermuten.

Zur dieser und weiteren ProgrammInfos auf der FSF-Website geht es hier.

*Der Sender Sky darf alle Episoden der Serie auch schon vor 20.00 Uhr ausstrahlen, weil er als Pay-TV-Anbieter eine Jugendschutzsperre aktivieren kann, die von den Zuschauern mit der Eingabe einer Jugendschutz-PIN freigeschaltet werden muss. Somit gelten die üblichen Sendezeitbeschränkungen und Schnittauflagen nicht. Weitere Informationen zu Vorschriften und Anforderungen an digitale Vorsperren als Alternative zur Vergabe von Sendezeitbeschränkungen sind im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (§ 5 Abs. 3 Nr. 1; § 9 Abs. 2 JMStV) sowie in der Jugendschutzsatzung der Landesmedienanstalten (§ 2 bis § 5 JSS) zu finden.”

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.

Über Greta Drefs

Greta Drefs studierte Medien- und Kommunikationswissenschaften sowie Soziologie an der Martin-Luther-Universität in Halle. Nach ihrem Abitur absolvierte sie ein Praktikum im Bereich Radio und Fernsehen. Hier stieg sie durch einen Wurf ins kalte Wasser in die aufregende Welt der Medien ein. Dabei entwickelte sie großes Interesse für die Arbeit in Film und Fernsehen. Im Sommer 2017 erhielt sie durch ein Praktikum bei der FSF Einblicke in den Jugendmedienschutz.