Einmal Weltretten mit doppelt Käse

… bitte Aktenkampf und Liebesmüh – Miracle Workers

 

Heute startet die US-amerikanische Comedyserie Miracle Workers. TNT Comedy widmet sich ab 20.15 Uhr dem Phänomen der verstaubten Unternehmensführung im Himmel und der Ambition, die Welt zu retten.

Die erste Runde der anthologisch gestaffelten Serie basiert auf dem Roman What in Gods Name von Simon Rich. In Miracle Workers haben sich die Macher Gedanken darüber gemacht, wie es im „geschäftlichen Teil des Himmels“ zugehen könnte und wie der Allmächtige, in diesem Fall also Gott, wohl mittlerweile aussähe. Zunächst einmal werden zwei sehr unterschiedliche Engel vorgestellt, die im Unternehmen Heaven Inc. angestellt sind.

Eliza (Geraldine Viswanathan) ist eine junge, moderne und überaus hoch motivierte Frau mit einer großen Portion Wissensdurst. Aus diesem Grund bittet sie ihre Abteilungsleiterin um eine Versetzung aus ihrem Department ‚Dreck‘, denn die Erstellung von Dreckmolekülen bietet nur begrenzte Lernqualitäten. Eliza möchte schließlich etwas verändern – zwischen all den Ordnern und Heftklammern. So kommt sie zu Craig (Daniel Radcliffe) in das vollkommen unterbesetzte Büro mit der Bezeichnung ‚Gebete erhören‘. Der äußerst schüchterne, bleiche junge Mann hat über die Jahrtausende einen ausgeklügelten Plan für die Bearbeitung all der erdlichen Gebete entwickelt: Alles unrealistische wird rot abgestempelt und er widmet sich mit Hingabe den machbaren Wünschen – in der Regel einen verlorenen Schlüssel wiederzufinden. Diese Vorgehensweise hält der agilen Eliza nicht lange stand. Drei Tsunamis und einen Vulkanausbruch später sitzt Eliza beim Chef. Gotts (Steve Buscemi) großer Coup, die Erschaffung der Erde, ist lange her und der betagte Mann sitzt Tag für Tag mit zotteligen Haare gelangweilt vor den Nachrichten oder an seiner nächsten „großen“ (jedoch eher sinnfreien) Idee. Seine persönlichen Assistenten sind mehr als genervt.

Als Gott nun mit Elizas Enthusiasmus konfrontiert wird, schließen sie eine Wette ab. Kann Eliza die Gebete der zwei schüchternsten Menschen der Erde erhören und sie zusammenbringen, bleibt die Erde erhalten. Ansonsten muss sie einen Wurm essen und die Erde wird, so wie Gott es schon länger vorhat, ausgelöscht. Denn wozu ist dieser katastrophenbelastete Klumpen noch gut? Klimawandel, Massenmord und attraktiv-erfolgreiche, doch ungläubige Comedians wie Bill Maher nagen am Selbstbewusstsein Gottes. Eliza jedoch sieht gar nicht ein, die Erde mit diesen spannenden Menschen einfach im Stich zu lassen.

Zwischen Luftröhrenpost und Aktenschränken geht es also doch einmal mehr um das größte Wunder „auf Erden“ – die Liebe. Dazu gehört immer eine große Portion Mut, sodass sich das Serienthema unter dem Begriff Mut subsummieren lässt: Mut zur Liebe; Mut, einen neuen Versuch zu starten und Mut, etwas anders zu machen.

Miracle Workers ist mal etwas anderes, obgleich sich schon mehrere Werke dieser „Thematik“ gewidmet haben. Insgesamt bringt die Serie sehr viel mit: Starke Darsteller, wie den energiegeladenen Daniel Radcliffe, den mehr als passgenauen Steve Buscemi und die sympathische Geraldine Viswanathan; eine skurrile, wenn auch wenig innovative Himmelslandschaft sowie die Sprache der Unternehmens- und Start-Up-Welt. Und die Liebe darf natürlich auch nicht fehlen, so werden gleich zwei Lovestories eingebaut. Große Themen werden aufgegriffen. Außerdem bietet die erfolgreiche Buchvorlage unendlichen Zündstoff für Gags und Slapstick.

Bei der Sichtung der ersten drei Episoden fällt auf, dass die Comedyserie eher konventionell mit archetypischen Charakteren erzählt wird, die allerdings allesamt sympathische Seiten und Identifikationsmöglichkeiten besitzen. Der Unterhaltungswert bleibt durchgehend hoch, vielleicht auch aufgrund der kürzeren Sendedauer von knapp 20 Minuten konstant kurzweilig und leicht genießbar. Ein wenig erscheint die Serie weichgespült, denn Potenzial für mehr Ecken und Kanten hat sie allemal. Vielleicht liegt es an thematisch ähnlich verorteten Sendungen wie The Good Place oder Das brandneue Testament, dass man den Serienmachern zwischenzeitlich wünscht, doch adäquat des Serienthemas etwas mehr Mut zu haben, tiefer zu gehen oder mehr Seitenhiebe zu verteilen. Denn aus der Gott-Perspektive darf man sich schließlich so einiges erlauben.

 

FSF: freigegeben ab ..?

FSF ab 12 Jahren Tagesprogramm © FSF

In der im Himmel spielenden Comedyserie geht es um die Arbeitsaufteilung unter Leitung Gottes, der vom Projekt Erde zunehmend gelangweilt ist. Als er öffentlich den Weltuntergang bekannt gibt, stößt er bei einigen auf Gegenwehr.
Insgesamt enthalten die vorgelegten Episoden keine nachhaltig ängstigenden oder sozialethisch desorientierenden Inhalte für jüngere Kinder. In manchen Episoden werden sexuelle Anspielungen präsentiert, die jedoch weder auf der Ton- noch auf der Bildebene anstößig ausfallen. Eingehender diskutiert wurde das präsentierte Bild von Religion und Gott. Die dargestellten religiösen Figuren bzw. das religiöse Leben bieten allerdings keine Anknüpfungsmöglichkeiten, die auf Jüngere verstörend wirken könnten. Als positive Identifikationsmöglichkeiten dienen die beiden jungen Engel, die versuchen, die Welt zu retten. Der durchgehend humoristische Kontext ist ganz klar von Jüngeren als solcher wahrnehmbar, sodass die Serie für die Ausstrahlung im Tagesprogramm freigegeben wird.

Zu weiteren ProgrammInfos auf der FSF-Website geht es hier.

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern und externen Antragstellern vorgelegt werden.

Über Henrike Rau

Henrike Rau studierte Architektur an der Universität Kassel und danach Digitale Medienkultur und Medienwissenschaften an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF. Neben Uniprojekten wie Sehsüchte, der Kinderfilmuni oder Kooperationen mit dem Filmmuseum Potsdam haben Praktika beim UFALab und bei der FSF ihre Ausbildung mit Praxis belebt.