Die britische BBC Two-Serie Line of Duty verdammt uns zu stillen Beobachtern und was wir observieren, ist das kalte, verhärtete Milieu in einer der unliebsamen Abteilungen der Polizei – Interne Ermittlungen.
Steve Arnott (Martin Compston) und Kate Fleming (Vicky McClure) sind für die Antikorruptionseinheit AC-12 im Einsatz. Sie führen interne Ermittlungen bei der Polizei durch, wobei zweifelsfrei die Einhaltung von Gesetzen und Dienstvorschriften nachgewiesen werden soll. Arnott wird ironischerweise in ebendiese Einheit zwangsversetzt, nachdem er sich weigerte, die bei einem misslungenen Antiterroreinsatz entstanden Fehler zu vertuschen.
Detective Chief Inspector Tony Gates (Lennie James) ist erfolgreich und beliebt. Vor kurzem mit dem Titel „Polizist des Jahres“ ausgezeichnet ist er der Golden Boy und Aushängeschild seiner Abteilung. Doch wie heißt es so schön? Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Aber es glänzt auch nicht alles was Gold ist. Und so gräbt Gates sich immer tiefer ins Verderben, weil er durchaus gewillt ist, Straftaten zu verschleiern. Unter anderem hilft er seiner Geliebten Jackie (Gina McKee) dabei, einen Unfall mit Fahrerflucht aus ihrer Akte fernzuhalten. Jackie allerdings wird daraufhin selbst ermordet und ihre Mörder erpressen nun wiederum Tony. Für den wird die Kiste immer enger, da gleichzeitig Arnott und Fleming intern gegen ihn und seine Einheit vorgehen, denn „keiner ist so gut“.
Es ist ein schmutziges Geschäft, in dem Arnott und Fleming agieren müssen. In den eigenen Reihen aufräumen, bedeutet unweigerlich so manchem auf die Füße zu treten. Und während Steve Arnott seine Abneigung gegenüber Tony Gates offen zeigt und die gegen ihn eingeleiteten Ermittlungen nicht verschweigt, versucht die überambitionierte Undercoveragentin Kate Fleming Gates Freundschaft zu gewinnen.
Die Charaktere sind unangenehm genug, um sich echt anzufühlen. Ihre teils trüben Vergangenheiten sind ebenso von Bedeutung, wie ihr Handeln im Hier und Jetzt. Privates und berufliches werden in Line of Duty deutlich schneller vermischt, da eine genretypische Bedrohung von außen fehlt. Es gibt keinen direkten, vorgeblichen Feind, gegen den sich alle verbünden müssen um für das größere Wohl zu kämpfen. Sympathie und Ablehnung operieren auf einem Level, das durch den zeitweise vorhandenen Mangel an Objektivität gebrochen wird. Nichts ist, wie es scheint, Lug und Trug biegen die Wahrheit soweit, dass Sympathiepunkte innerhalb von Minuten verschoben werden können. Den Büroalltag prägen Argwohn, Paranoia und Missgunst. Immer wieder wird dem Zuschauer die Prämisse des Allwissenden zugestanden. Eben hierin liegt auch die Stärke der Thematik dieser Serie. Um das Wissen, dass wir keinen Täter von außen agieren sehen, sondern jene im Staatsdienst, die vermeintlich Vertrauen erwecken sollen, beim Scheitern beobachten, flackert ein bitteres Gefühl.
Eine wackelige Handkamera begleitet jeden Schritt der Figuren und wir sind das rigorose Auge hinter dem Objektiv. Jeder Misstritt, jede Fehlentscheidung wird im harten Licht der Realität deutlich – und was offengelegt wird, ist kein schönes Bild. Line of Duty besticht nicht durch Ästhetik, es umgibt sich nicht mit Weichzeichnern, sondern fordert einen offenen Blick. Gemeinsam wird in den Abgrund einer kaputten Gesellschaft vorgedrungen, dessen Versuch einer Generalüberholung zum Scheitern verdammt zu sein scheint. Arnott und Flemings sisyphus’schen Anstrengungen die Sünder zu überführen zeigen, dass auch sie selbst nicht als strahlende Helden frei von jedem Frevel daherkommen. Dieses ständige Handeln in Grauzonen und Vordringen in eine egomane Gesellschaft hinterlassen ein dumpfes Gefühl und die Frage, wie es wohl um die eigenen bürokratischen Gefilde des Staatsdienstes steht.
Die britische BBC Two-Hitserie Line of Duty startet heute, 7. November 2014, bei 13th Street mit einer Doppelfolge der ersten Staffel um 21.50 Uhr. Der Sender wird die erste und die zweite Staffel übertragen – wahlweise kann der Zuschauer zwischen britischem Originalton oder der deutschen Synchronisation aussuchen. Anfang dieses Jahres wurden bereits die dritte und vierte Staffel bei der BBC in Auftrag gegeben.
Während der Prüfung der Episoden vier und fünf des Krimi-Mehrteilers Line of Duty standen die Wirkungsrisiken Gewaltbefürwortung und eine mögliche Desorientierung zur Diskussion. Ab 16-Jährige Zuschauer besitzen ausreichend Medienkompetenz, um zu erkennen, dass mit den gezeigten Gewaltszenen die ungeschönten Folgen von Gewalt realitätsnah hervorgehoben werden sollen. Es gibt keine Schockinszenierungen. Auch sollten ab 16-Jährige den abwertenden Umgang mit einem behinderten Mann als falsches Verhalten dekodieren können und dies als Teil der filmischen Inszenierung werten. Die Serie richtet sich u.a. auch wegen der komplexeren und ambivalenten Figurenzeichnung eher an ein erwachsenes Publikum. Line of Duty wurde für eine Ausstrahlung im Spätabendprogramm (22.00 – 23.00 Uhr), für Zuschauer ab 16 Jahren freigegeben.
Der Sender 13th Street darf die Sendung schon vor 22 Uhr ausstrahlen, weil der Pay-TV-Anbieter ein Jugendschutzsignal vorschalten kann und somit die üblichen Sendezeitbeschränkungen und Schnittauflagen nicht gelten: Als Alternative zu der Vergabe von Sendezeitbeschränkungen ist es den digital verbreitenden, privaten Anbietern möglich, von den üblichen Sendezeitbeschränkungen abzuweichen, wenn sie über eine digitale Vorsperre verfügen (vgl. § 9 Abs. 2 JMStV/Konkretisierung durch Jugendschutzsatzung (JSS)); ansonsten würde der Nutzervorteil des digitalen Fernsehens, Abruf nach individuell gewünschter Zeit, wesentlich beschränkt. Gemäß § 2 Abs. 1 JSS muss sichergestellt sein, dass das Angebot verschlüsselt oder vorgesperrt ist und eine Freischaltung nur für die Dauer der Sendung möglich ist.
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Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.
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