„Da wo die Komödie die Tragödie küsst (…)“, betitelt Jan Josef Liefers die neue Comedy-Noir-Serie Arthurs Gesetz bei der Bühnenpräsentation nach der Filmvorführung. Als Protagonist spielt er die Rolle des arbeitslosen Arthur Ahnepol, der unglücklich in Klein Biddenbach lebt und nun versucht, aus seinem trostlosen Leben auszubrechen. An seiner Seite steht – und bleibt – die kaufsüchtige Gattin Martha, gespielt von Martina Gedeck, die ihm das Leben nicht gerade einfach macht. Durch Gummihand und Versicherungsbetrug scheint Arthur der Arbeitslosigkeit nicht entkommen zu können und seine Vertreterin bei der Arbeitsvermittlung, gespielt von Nora Tschirner – mit frecher Berliner Schnauze, ist ihm dabei auch keine große Hilfe. Als Arthur an seinem Geburtstag erneut mit schlechten Nachrichten das Arbeitsamt verlässt, zieht es ihn in eine Bar, wo er sich prompt verliebt und erneut eine herbe Enttäuschung einsteckt. Seitdem läuft Arthurs langweiliges Kleinstadtleben ganz schön aus den Fugen. Wie beseitigt man nun die unausstehliche Gattin und gelangt an genügend Geld, um mit der neuen Flamme durchzubrennen? Bei der Lösung dieser Frage stolpert er von einem Problem ins nächst größere und wird zum ungewollten Verbrecher der Kleinstadt – und es scheint für Arthur unmöglich, sich aus dem entstehenden Desaster herauszuwinden.
Die sechsteilige Miniserie vom 32-jährigen Berliner Autor Benjamin Gutsche ist ein Wechselspiel zwischen Klischees, brutalen Bildern und schwarzem Humor. Die Einöde eines kleinen Städtchens scheint der perfekte Ort für skurrile Verbrechen zu sein. Hier erlebt man Jan Josef Liefers mal von einer ganz anderen Seite, der sonst so taffe Tatort-Kommissar wird in Arthurs Gesetz zu einem verunsicherten Arbeitslosen, der den Befehlen seiner Frau unterliegt und aus diesem Gefängnis nun endlich ausbrechen möchte. Interessant ist dabei vor allem die Doppelbesetzung von Martina Gedeck. Zum einen spielt sie die dominante und manipulierende Ehefrau Martha und zum anderen das ganze Gegenteil, deren pflichtbewusste Schwester Muriel, die bei der Polizei arbeitet und dank Martha nun Teil einzelner Verbrechen wird.
Im Tagesspiegel wird die Serie als „Fargo aus der deutschen Provinz“ betitelt und sie bricht ganz klar mit den klassischen Krimimustern des deutschen Fernsehens. Mörderische Verbrechen sind gekoppelt an einen tollpatschigen einhändigen Protagonisten und programmieren komische Szenen vor. Allein die überspitzt dargestellten Charaktere, die auch so ähnlich in manch einer Kleinstadt vorzufinden sind, bringen eine ganz besondere Komik mit sich. Die Serie greift zurück auf ältere Schnittmuster und längere Szenen, in denen wenig passiert, außer dass ein trauriger Blick oder bestimmter Gesichtsausdruck eingefangen wird. Solche Szenen sorgen für einen kurzen Spannungsabfall. Dennoch ist die Miniserie insgesamt sehr amüsant anzusehen und bricht mit vielen Erwartungen, sodass sie am Ende alles an andere als langweilig ist.
Arthurs Gesetz ist ab heute (31.08.2018) bei EntertainTV* verfügbar. Ab 18. Dezember wird das TNT Comedy Original auch beim Sender TNT Comedy zu sehen sein.
Mehr Informationen über das Projekt von EntertainTV als Launch-Partner und Turner gibt es in dem Interview mit Nataly Kudiabor und Moritz von der Groeben „Unsere Offenheit zieht eine andere Art von Talent an“ (DWDL.de).
*Anmerkung der Redaktion: Im Oktober 2018 wurde EntertainTV in MagentaTV umbenannt.
Die Genrerahmung der durchgehend komödiantisch und klamaukig inszenierten Comeyserie ist leicht erkennbar und wirkt in der stark überzeichneten Darstellung einer möglichen Ängstigung als auch sozialethischen Desorientierung entgegen. Einige Bilder von Unfällen oder skurrilen Morden sind detailliert dargestellt, doch nicht nachhaltig ängstigend auf ab 12-Jährige, da sie comedyhaft überzogen, vorhersehbar und mitunter auch unplausibel erscheinen. Mit seinen kriminellen Machenschaften bildet Arthur alles andere als eine Vorbildfigur ab, zu deutlich wird er als Verlierer gezeichnet. Entlastend wirkt auch, dass sich insgesamt keine Identifikationsfiguren für ein jüngeres Publikum finden. Die Serie setzt auf kalkulierte Tabubrüche, die aber schon seit den 90er-Jahren zum festen Inventar der Filmgeschichte gehören. Das beinhaltet auch einige zotige Dialogpassagen, die jedoch keine Entwicklungsbeeinträchtigung vermuten lassen und daher nicht gegen eine Freigabe ab 12 Jahren im Hauptabendprogramm sprechen.
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Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.
Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern und externen Antragstellern vorgelegt werden.