CBS lässt uns ab heute, 20.15 Uhr, via Sky 1 mit dem Serienstart von Madam Secretary hinter den Vorhang des Weißen Hauses luken. Die Serie kommt zwar deutlich weniger zynisch oder satirisch daher, als man es aus anderen Formaten wie House of Cards, The West Wing oder Veep kennt, dafür mit einem positiven Anstrich.
Elisabeth McCord (Téa Leoni) war jahrelang in hoher Position bei der CIA beschäftigt, bis sie sich mit ihrem Mann Henry McCord (Tim Daly) – einem Theologie-Dozent – „zur Ruhe“ setzte und in ländlicher Umgebung „nur noch“ ihre Professur an der dortigen Universität ausübte. Auf einer Pferdefarm ließen sie es sich mit ihren gemeinsamen Kindern Stephanie McCord (Wallis Currie-Wood), Allison McCord (Katherine Herzer) und dem anarchistischen Sohn Jason McCord (Evan Roe) als Paradebeispiel einer Elitefamilie gut gehen. Doch da eine Heldin Heldin sein muss und sich nicht nur mit quengelnden Studenten rumschlagen sollte, wird das familiäre Leben aufgerüttelt, als plötzlich der Präsident von Amerika vor ihrer Haustür steht. In Funktion ihres ehemaligen Mentors bittet er Elisabeth darum, die Außenministerstelle des verunglückten Vorgängers zu übernehmen. Und so wendet sich das Blatt durch die großväterliche Bitte. Und nach einem für die Kinder beschwerlichen Umzug und für Elisabeth nervigem Umstyling sitzt sie auch schon im Weißen Haus mit allen Augen auf sich gerichtet.
Im Staatshof werden ihr Nadine Tolliver (Bebe Neuwirth), eine strenge Powerfrau mit Oberlehrercharme, sowie Matt Mahoney (Geoffrey Arend) und Daisy Grand (Patina Miller) zur Seite gestellt: eifrige, wenn auch tollpatschige Kids mit Grips, die die ein oder andere gemeinsame Nacht verbindet. Sie selbst engagiert den tüchtigen, leicht einzuschüchternden Blake Moran (Erich Bergen). Elisabeths größter Widersacher ist der Stabschef Russel Jackson (Zeljko Ivanek), denn dieser setzt auf herkömmliche Strukturen. Als Frau der Tat und Courage agiert Elisabeth unkonventionell und erinnert mit ihrer Stellung der einsamen Idealistin im Amt an Brigitte Nyborg aus Borgen, wenn auch etwas blondierter.
Ab dem ersten Tag geht es um politische Entführte in Syrien, Friedensbeschlüsse mit dem Iran oder Völkermord in Westafrika. Rasant analysiert sie die politischen Situationen wie ein Dr. House seine Patienten. So kommt Madam Secretary jedoch als ein Politdrama mit der Narration einer Crimeserie daher: Eher episodisch mit nur leichten horizontalen Erzählsträngen und einer Lösung durch die Heldin am Episodenende. Auch die Figuren sind weniger vielschichtig und ambivalent angelegt, es geht mehr um kontrastreiche Konstellationen in dessen Mitte die Familie McCord steht. Dies sorgt für komödiantische Momente, was der Serie frischen Wind gibt, aber ebenso stark an Ermittlerkonstellationen aus dem Crime-Sektor erinnert à la Navy CIS, Hawaii Five-0, etc.
Es ist schön zu sehen, dass weiblich besetzte Führungspositionen immer öfter Bestand in der Serienwelt haben und thematisiert werden. Auch hier ist die Konstellation der ambitionierten neuen Frau gegen das alteingesessene Management gegeben. Wünschenswert bleibt allerdings, etwas Perfektionismus gegen Ambivalenz zu tauschen und Elisabeths Idealismus härter auf die Probe zu stellen. Aber wer weiß, was da noch kommt.
Produzenten der Serie sind CBS TV Studios, Morgan Freemans Firma Revelations Entertainment, Téa Leoni selbst und Barbara Hall Productions. Die Idee der Serie stammt von Barbara Hall und prädestiniert die seit 30 Jahren schwer im Geschäft stehende Frau (Ausgerechnetl Alaska, Für alle Fälle Amy) auch dazu, die Drehbuchautorin zu sein. Beim Cast wurde neben dem Schauspiel anscheinend auch auf einen akademischen und politischen Werdegang geachtet. So weist CBS auf ihrer eigenen Seite darauf hin, dass z.B. Téa Leoni bereits Anthropologie und Psychologie studierte sowie Botschafterin von UNICEF ist, oder sich Katharine Herzer sehr für das Climate Reality Projekt von Al Gore engagierte. Auch innerhalb der Serie wird immer wieder der elitäre Stand der Hauptcharaktere durch ihre akademischen Leistungen und starken Willen betont und gerechtfertigt. So wird unterstrichen, dass Elisabeth ihren Job als Außenministerin angeboten bekam, weil sie damals bei der CIA gute Arbeit leistete – nicht, weil der Präsident von Amerika sie aus der CIA kannte, also Vitamin B mit im Spiel wäre.
Alles in allem ist Madam Secretary also sehr unterhaltend und aufgrund des episodischen Charakters auch für unregelmäßige Seriengucker geeignet. Für wahre Politserienschauer aber wahrscheinlich etwas zu aufgeräumt und unzynisch.
Freigegeben ab …
Der grundlegende Tonfall der Polit-Damaserie ist hell und heiter, insbesondere durch die zentrale, äußerst harmonische Kernfamilie der Protagonistin. Die Politarena ist voller Fallstricke und Intrigen, es überwiegt jedoch ein menschlich warmer Grundton, maßgeblich durch die unkonventionelle, aufrechte Art der Heldin sowie ihrer Freundschaft zu dem Präsidenten. Insgesamt ist die Serie dialoglastig, temporeich und humorvoll inszeniert, dennoch sind ernste realistische politische Hintergründe eingebettet, wodurch Spannung und Dramatik aufgebaut werden. Sofern die Bedrohungen (z.B. atomare Aufrüstung) abstrakt dargestellt werden und ein positiver Ausgang Entlastung bietet, spricht nichts gegen eine Freigabe ab 6 Jahren. Episoden, die beängstigende Bilder (Tötung, Folter) enthalten, werden für Zuschauer ab 12 Jahren freigegeben und für das Tagesprogramm bearbeitet.
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Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.
Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.