The Pembrokeshire Murders: ein britisches Crime-Juwel

Die dreiteilige britische Krimiserie The Pembrokeshire Murders ist ab 11. März 2021 bei MagentaTV abrufbar

 

In Großbritannien war die britische ITV-Miniserie The Pembrokeshire Murders mit über sechs Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern ein riesiger Erfolg auch bei unter 30-Jährigen. Erstaunlich für solch ein klassisch wirkendes Format. Bei Magenta TV startet nun am 11. März dieses kleine Crime-Juwel, das den wahren Fall des Waliser Serienmörders John Cooper aufgreift, der in den achtziger Jahren vier Menschen tötete und 1996 eine Gruppe Jugendlicher überfiel, ein 16-jähriges Mädchen vergewaltigte und ein weiteres missbrauchte. Zunächst wurde er nicht für diese Taten verurteilt, da die Beweislage zu dünn war. Cooper saß aber wegen anderer Delikte im Gefängnis, seine bevorstehende Freilassung beunruhigte die Ermittler, denn er galt als „tickende Zeitbombe“. Als 2006 Ermittler Steve Wilkins den Fall neu aufrollt kommt Bewegung in die Sache. Mittels neuester DNA-Analysen, forensischer Methoden und einem cleveren Team kann er die fehlenden Puzzleteile zusammenfügen, so dass Cooper am Ende der Prozess gemacht werden konnte.

Der Fall des Psycho- und Soziopathen Cooper hat viele traurige, furchtbare, aber auch einige groteske Facetten, die manch ambitionierten dramaturgischen Pirouettendreher nicht eingefallen wären. So nimmt Cooper 1989 tatsächlich an der TV-Gameshow Bullseye teil, was später auch für die Beweisführung wichtig wird. Er gewinnt Ende der siebziger Jahre einen beträchtlichen Geldbetrag, den er aber durch Spiel- und Alkoholsucht wieder verliert. Zudem lernen wir, dass auch Shorts eine immense Bedeutung haben können. Luke Evans (u.a. Fast & Furios, Girl on the Train) verkörpert den Ermittler Steve Wilkins, Keith Allen (u.a. Eddie the Eagle, Trainspotting) den Mörder John Cooper. Beide populären Darsteller sind übrigens Waliser.

YouTube-Kanal MagentaTV: Trailer zur Serie The Pembrokeshire Murders

The Pembrokeshire Murders ist ein elegisches und düsteres Drama, das zunehmend Spannung aufbaut. Die Monstrosität der Geschichte entfaltet sich vor allem durch verbale Schilderungen der Verbrechen, wobei insbesondere die Gerichtsverhandlung im dritten Teil nochmal deren Ausmaß und erschütternde Bedeutung für die Betroffenen eindringlich zeigt. Zudem spielen Verhör- und Gesprächsszenen eine wichtige Rolle, die manchmal an die Netflix-Serien Mindhunter oder Criminal erinnern. So wirkt es immer wieder beunruhigend, wenn Cooper sich in Verhören entziehen möchte, indem er sich wegdreht. Tolle Charakterstudie, viel Psychologie. Und wieder einmal zeigt sich: Interviews funktionieren immer.

Die Serie setzt nicht auf drastische Bilder oder Gewaltexzesse, sondern gibt dem Schicksal der Opfer, wozu auch Coopers Sohn und Ehefrau gehören, großen Raum. Das oftmals stille Leiden, die Angst findet hier in Gesichtern, Blicken und Gesten statt. Ein exzellentes Darstellerensemble macht dies möglich. Bemerkenswert ist auch die Akribie, mit der die Ermittler die Beweise zusammenstellen, um den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Auch die Darstellung Coopers mit seinem zutiefst kaltblütigen, antisozialen und manipulativen Charakter ist sehr sehenswert, aber auch erschreckend gewöhnlich. So ergibt sich die bedrückende Atmosphäre einerseits aus der guten Figurenzeichnung, aber andererseits aus der Authentizität des Falles, der für viel Aufsehen sorgte. Der Dreiteiler ist ein Lehrstück über Möglichkeiten heutiger Ermittlungsarbeit, über die Fragilität von Familien, die Verletzlichkeit der Psyche, aber auch über späte Gerechtigkeit. In seiner unaufgeregten Normalität ist er außergewöhnlich. Das mögen in Großbritannien offensichtlich viele. Vielleicht auch in Deutschland?

Weitere Informationen zur dreiteiligen britischen Miniserie gibt es u.a. bei MagentaTV.

 

FSF: freigegben ab ..?

FSF: freigegeben ab 12 Jahren | Hauptabendprogramm © FSF

Der Dreiteiler erzählt die Geschichte um den Ermittler Steve, der akribisch und mit neuesten Mitteln der Forensik versucht, dem verurteilten John Cooper nach mehr als zehn Jahren vier ungeklärte Morde und weitere Straftaten nachzuweisen.
Das schwermütige Drama – basierend auf einer wahren Begebenheit – entwickelt zunehmend Spannung und einen Sog. Die gut ausgearbeitete Figurenzeichnung und Authentizität des Falles, der in Großbritannien für viel Aufsehen sorgte, löst eine bedrückende Atmosphäre aus. Dabei entfaltet sich die Monstrosität der Story v.a. durch verbale Schilderungen der Verbrechen. Auf drastische Abbildungen wird weitgehend verzichtet. Insgesamt wurden keine Risiken einer nachhaltigen Ängstigung von Kindern ab 12 Jahren gesehen und die Episoden für verkraftbar im Hauptabendprogramm eingeschätzt.

Zu weiteren ProgrammInfos auf der FSF-Website geht es hier.

Pay-TV-Anbieter oder Streamingdienste können eine Jugendschutzsperre aktivieren, die von den Zuschauern mit der Eingabe einer Jugendschutz-PIN freigeschaltet werden muss. Somit gelten die üblichen Sendezeitbeschränkungen und Schnittauflagen nicht. Weitere Informationen zu Vorschriften und Anforderungen an digitale Vorsperren als Alternative zur Vergabe von Sendezeitbeschränkungen sind im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (§ 5 Abs. 3 Nr. 1; § 9 Abs. 2 JMStV) sowie in der Jugendschutzsatzung der Landesmedienanstalten (§ 2 bis § 5 JSS) zu finden.”

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern und externen Antragstellern vorgelegt.

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Über Uwe Breitenborn

Dr. Uwe Breitenborn, hauptamtlicher Prüfer der FSF, Dozent und Autor, Bildungsreferent der Medienwerkstatt Potsdam, zahlreiche Veröffentlichungen zur Mediengeschichte, Musiksoziologie, und Kulturwissenschaft. Von 2014-2019 Vertretung der Professur Onlinejournalismus an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Zuvor u.a. Arbeit an der Martin-Luther-Universität Halle und beim DRA Babelsberg.