Des Mordens überdrüssig: Barry

Der ehemalige US Marine Barry Berkman sollte eigentlich mitten im „gefeierten“ Leben eines Soldaten stehen. Tatsächlich steht er aber in einem Hotelzimmer und auf dem Bett liegt ein toter Mann, den er im Schlaf mit einem Kopfschuss erledigte. Dem sonst so rasanten Leben eines Auftragsmörders, das wir aus Hollywood kennen, wird der überzogene Actionteil entnommen und übrig bleibt das eintönige und routinierte Leben des Barry Berkman. Insgeheim hasst Barry sein Leben und sich selbst, er will es nur nicht wahrhaben. Trotzdem sträubt er sich zunächst, der Anweisung seines Auftraggebers zu folgen und nach Los Angeles zu ziehen. Widerwillig verlässt er sein heimisches „Mancave“-Hotelzimmer im mittleren Westen Amerikas und macht sich auf den Weg nach L.A.

Dort wird er beauftragt, den jungen Mann Ryan Madison auszuschalten. Beim Observieren verfolgt er ihn eines Tages bis in den Schauspielunterricht. Die quirlige Theatergruppe sprudelt voller Energie, Nettigkeit und Kreativität – bis sie Barry völlig in ihren Bann zieht. Bald schon lacht Barry mit den Künstlern als über ihre schauspielerischen Exzesse. Als er Ryan Madison nach einer ausgelassenen Nacht nach Hause bringt, stellt sich dieser als äußerst zuvorkommend und cool heraus. Später macht Barry die Erkenntnis, dass vielleicht nicht alle angeblich bösen Leute, die er töten soll oder bereits getötet hat, böse sind.

Barry versucht sich voll und ganz seiner Schauspielkarriere zu widmen, bemerkt aber schnell, dass er sein Leben als Auftragsmörder nicht so einfach hinter sich lassen kann. So steht er vor der Herausforderung, beide Welten gleichzeitig zu leben. Direkt vom Theater zum Tatort und zurück.

Ein Spiel zwischen Böse und Gut

Die HBO-Serie Barry stellt sich der gewagten Herausforderung, Komödie und Gewalt zu vereinen. Das letzte Mal gelang dies bei der Serie Fargo.

In Barry wird der Zuschauer über alle acht Episoden der Miniserie Zeuge einer erstaunlichen Wandlung des Protagonisten. Bill Hader (Barry) etabliert sich gänzlich mit dieser HBO-Serie im Filmgeschäft. Er startete bei der amerikanischen Saturday Night Live Show. In Barry spielt er den Protagonisten, produziert und führt Regie.

Bill Hader intendierte, der Gewalt keine Aspekte einer Komödie zuzuschreiben. Gekonnt wechseln sich deshalb komische Momente mit brutalen oder dramatischen Momenten ab. Diese Szenen sind nicht direkt klar zu differenzieren, aber in der Reflexion des Protagonisten ist oft Reue und Trauer zu beobachten. Dank dieser Introspektionen wird den gewalttätigen Inhalten Ernsthaftigkeit und Brutalität, anstelle von Witz und Ironie zugeschrieben.

Hader selbst betonte in einem Interview, dass der Protagonist Barry eigentlich keine Menschen töten wollen würde, denn sonst wäre er ein Psychopath. Der Zuschauer begleitet Barry auf seiner Reise vom Guten der eigentlich Böse tötet, zum Bösen, der eigentlich Gute tötet.

Die Serie Barry lief heute Nacht parallel zur US-Ausstrahlung in der Originalfassung auf Sky Ticket, Sky Go und Sky On Demand für den Abruf an. Ab dem 8. Mai sind die acht Episoden auch linear und synchronisiert immer dienstags um 23.00 Uhr auf Sky Atlantic HD zu sehen.

FSF ab 12 Jahren Hauptabendprogramm © FSF

FSF: freigegeben ab …

Die Comedyserie lebt von ihrem skurrilen Protagonisten und den schwarzhumorig komisch wirkenden Begebenheiten. Obwohl die Story von einem Auftragskiller handelt, ist Gewalt selten zu sehen. Somit bietet sowohl die überwiegend dezent gestaltete Bildebene als auch die von langen Dialogpassagen getragene Tonebene ein ausreichendes Maß an Entlastung. Eine Folterszene geht über das im Hauptabendprogramm Übliche hinaus und muss für diese Sendeschiene gekürzt werden. Die wenig verbliebenen und zumeist kurz inszenierten Gewaltbilder können von ab 12-Jährigen verkraftet werden.

Diese und weitere ProgrammInfos auf der FSF-Website gibt es hier.

Der Sender Sky  darf die Serie (bei Anlauf der linearen Ausstrahlung) auch schon vor 20.00 Uhr ausstrahlen, weil er als Pay-TV-Anbieter eine Jugendschutzsperre aktivieren kann, die von den Zuschauern mit der Eingabe einer Jugendschutz-PIN freigeschaltet werden muss. Somit gelten die üblichen Sendezeitbeschränkungen und Schnittauflagen nicht. Weitere Informationen zu Vorschriften und Anforderungen an digitale Vorsperren als Alternative zur Vergabe von Sendezeitbeschränkungen sind im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (§ 5 Abs. 3 Nr. 1; § 9 Abs. 2 JMStV) sowie in der Jugendschutzsatzung der Landesmedienanstalten (§ 2 bis § 5 JSS) zu finden.”

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehpramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.

Über Tabea Henning

Tabea Henning studierte Politikwissenschaft, Psychologie sowie Medien- und Kommunikationswissenschaften an der Martin-Luther-Universität in Halle. Als Praktikantin der FSF nutzte sie jede Möglichkeit, ihrer Leidenschaft fürs Schreiben nachzukommen. Dieser Leidenschaft konnte sie nach ihrem Abitur bereits während mehrerer Praktika in Deutschland und Kolumbien nachgehen. Auch im Hinblick auf die Zukunft sieht sie sich in einem journalistischen Umfeld.