Acht Fragen an Sonja Hartl, die als freie Journalistin hauptsächlich über Filme, (Kriminal-)Literatur und Fernsehen schreibt – und Autorin im FSF-Blog ist.
Sie haben beruflich tagtäglich mit Fernsehen zu tun – wie oft schalten Sie da noch privat Ihren Fernseher an?
Als Freiberuflerin arbeite ich regelmäßig von zu Hause und verbringe dann meine Mittagspause vor dem Fernseher – allerdings schaue ich dort nicht linear, sondern aufgenommene Sendungen oder nutze Streaming-Dienste. Abgesehen davon und ohne berufliche Sendungen vielleicht zweimal in der Woche.
Wann und in welchen Situationen schalten Sie den Fernseher an und was schauen Sie regelmäßig?
Bei Live Events, insbesondere bei Sportereignissen oder bei der Oscarverleihung. Sonst gibt es zurzeit im linearen Fernsehen keine Sendung, die ich regelmäßig gucke.
Wird der „On-Knopf“ gedrückt, weil Sie ein bestimmtes Programm sehen wollen oder zappen Sie sich durch die Kanäle, bis Sie etwas Passendes finden? Und wann betätigen Sie den „Off-Schalter“?
Seit einigen Jahren schaue ich sehr gezielt und bewusst fern, daher zappe ich nur selten. Kommt es doch einmal vor, finde ich aber auch oft den „Aus-Schalter“.
Wie verbringen Sie Ihre Zeit vor dem Fernseher? Sind Sie ein aufmerksamer Zuschauer oder erledigen Sie beim Fernsehen Dinge nebenbei?
Normalerweise gucke ich ja gezielt und daher auch aufmerksam. Gelegentlich aber verbringe ich – in Anlehnung an Frank Schulz – einen GFA, einen gemütlichen Fernsehabend. In seinem Buch Onno Viets und der Irre vom Kiez ist der GFA eine Tradition von Hauptfigur Onno und seiner Frau Edda, die von drei Dingen bestimmt wird: Willkür (also Zappen), Asynchronität (einer zappt, der andere macht etwas anderes) und ungezwungene Kommunikation, die mit dem Geschehen auf dem Bildschirm korrespondieren darf, aber nicht muss.
Sind Sie durch Ihre Arbeit auf bestimmte Programme aufmerksam geworden, die Sie nun auch in Ihrer Freizeit interessieren – und die Sie sich gar auf DVD besorgen?
Ich trenne nicht zwischen Arbeit und Freizeit, das lässt sich in meinem Bereich kaum schaffen. Deshalb spielen Fernsehprogramme immer auch eine berufliche Rolle, selbst wenn ich nicht direkt über Formate oder Serien schreibe, aber ich bekomme durch sie Ideen, entdecke Trends oder entwickle Thesen. Ohnehin bin ich erst durch das Fernsehen zu meinem Beruf gekommen, genauer gesagt, durch Twin Peaks, das damals auf RTL ausgestrahlt wurde. Diese Serie hat mich neugierig gemacht auf das filmische Erzählen, auf die Möglichkeiten der Fiktion, so dass ich angefangen habe, Bücher darüber zu lesen. Und im Gegensatz zum alten Kritikerklischee hatte ich nie das Bestreben, selbst Filme oder Serien zu drehen bzw. Romane zu schreiben, sondern habe sehr schnell entschieden, dass ich über sie schreiben will.
Gibt es Formate oder Programme die sich Ihrer Meinung nach im Fernsehprogramm zu wenig oder gar nicht wiederfinden? Wie kompensieren Sie diese „Lücken“?
Das sind eindeutig Literatursendungen, die sich etwas trauen. Es gibt andere Vermittlungsformen von Literatur, als etablierte Kritikerinnen und Kritiker über Bücher reden zu lassen – und vor allem bietet die Literatur auch mehr als bildungsbürgerliche Romane. Aber Genre scheint im Fernsehen keinen Platz zu haben – das gilt schon für Fernsehfilme und für Kultursendungen erst recht.
Bei welchem Format, welchem Film hatten Sie das letzte Mal das Gefühl wirklich gut unterhalten zu werden? Was war Ihr letztes gutes Fernseherlebnis?
Im Zuge eines GFA zappte ich zu The Voice of Germany und dort gab es einen Auftritt der Fantastischen Vier, der für mich der beste Fernsehmoment des letzten Jahres war – und den man hier nachschauen kann: http://www.the-voice-of-germany.de/video/516-team-michi-und-smudo-mit-name-drauf-clip.
Wann schalten Sie den Fernseher ab?
Wenn ich mich langweile. Oder wenn meine Sendung zu Ende ist.