… den Hals nicht voll bekommen

Es geht immer nur ums Geld, ob innerhalb des Bankensystems oder im Drogengeschäft – für Geld wird über Leichen gegangen.

Letztes Jahr feierte Bad Banks, die deutsch-luxemburgische Koproduktion von ZDF und Arte, sowohl während der Berlinale wie auch im TV großen Erfolg. Man darf gespannt sein, ob die neue Serie Banking District aus dem gleichen Milieu ähnlichen Zuspruch verzeichnet. MagentaTV hat aber den heutigen Tag nicht nur zum Start dieser Dramaserie auserkoren, sondern wartet auch mit einer weiteren neuen europäischen Serienproduktion auf: Gigantes. Hier werden im großen Stile Drogen geschmuggelt.

Die FSF hatte beide Formate vorab in der Programmprüfung – daher können wir an dieser Stelle ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern.

 

Vom Größenwahn im spanischen Drogenmilieu

Gigantes – bereits der Name lässt Großes ahnen. Erzählt wird eine Geschichte von Familienliebe und -hass, Diskriminierung, Konkurrenz und kriminellen Geschäften. Im Zentrum stehen die drei Brüder Daniel (Isak Férriz), Thomás (Daniel Grao) und Clemente (Carlos Librado). Alle drei Söhne wurden unterschiedlich geprägt durch den frühen Tod der Mutter und dem tyrannisierenden Vater (José Coronado als Abraham), der die Söhne bereits von Geburt an in das Drogengeschäft der Familie einführt und so den Ausbau und Fortbestand des Imperiums sichern will.

Geschwisterliche Konkurrenz, Intrigen und viel Gewalt zeichnen diese Serie aus. Zwar wird mit harten Bandagen gekämpft und es ist viel Wut zu sehen, jedoch sind die seelischen Leiden der dargestellten Charaktere nicht minder gewichtet und bilden einen wichtigen Teilaspekt der Handlung. Dem Zuschauer werden die Ausmaße eines Lebens in diesen Extremen dargestellt und es wird zum eigenen Denken angeregt – vor allem in Bezug auf die Faktoren Diskriminierung von Minderheiten und Identitätskrisen.

Entsprungen ist diese spanische Serie mit Schauplatz Madrid den Händen von Michel Gaztambide, Miguel Barros und Goya-Preisträger Enrique Urbizu. Debüt feierte sie auf dem spanischen Sender Movistar+.

 

Es ist nicht das erste Mal, dass der FSF eine Serie zur Prüfung vorlag, in der es um Drogen und Familienbande geht. Erinnern wir uns an beispielsweise Narcos oder der chilenischen Mafiaserie Prófugos – Auf der Flucht; so ist neben der Kriminalität auch immer das Bündnis zwischen Freunden und Feinden und der Familie beleuchtet worden. Vertieft wird auf das Thema außerdem auch in unserem Artikel Der „War on Drugs“ in Serie eingegangen.

 

FSF: freigegeben ab ..?

FSF ab 16 Jahren Spätabendprogramm © FSF

Das Rachedrama zeichnet genregerecht ein düsteres Bild von einer spanischen Halbweltfamilie. Die Geschichte um den mafiösen Vater und Drogenboss, der seine Söhne zur absoluten Kaltblütigkeit erzieht, ist zwar durch das Genre gerahmt, aber dennoch sehr realistisch inszeniert. Gewalt erzeugt Gegengewalt und die staatlichen Instanzen versagen allesamt. Es sind wenige, dafür aber explizite Gewaltszenen, die ein Niveau erreichen, das eine Freigabe erst ab 16 Jahren begründet, auch wenn die gezeigte Gewalt abschreckend dargestellt wird. Zusätzlich wird auch die Sprachebene als wirkmächtig und problematisch eingeschätzt. So wird insgesamt angenommen, dass die Verarbeitungsfähigkeiten der ab 12-Jährigen überschritten werden und diese Altersgruppe zu wenig Orientierung und Einordnung in der gewaltgeprägten Geschichte findet. Aus diesen Gründen erhalten die meisten Episoden eine Freigabe ab 16 Jahren.*

 

Tragende Säulen des schweizerischen Wohlstandes in Gefahr?

Banking District handelt von der sehr erfolgreichen traditionsreichen Schweizer Privatbank der Familie Grangier und spielt im Jahre 2012, als amerikanische und französische Justizbehörden dem Schweizer Bankensystem Beihilfe zur Steuerhinterziehung vorwarfen.
Nachdem Paul Grangier (Vincent Kucholl), Direktor der Familienbank, zum Banker des Jahres ausgezeichnet wird, erleidet er plötzlich einen Insulinschock und fällt ins Koma. Fortan übernimmt seine Schwester Elisabeth (Laura Sepul) – die sich bisher von den Machenschaften der Familie nicht hat einnehmen lassen – kommissarisch seine Position und deckt einige Ungereimtheiten auf. Moralische Bedenken gab es bei der Auswahl der internationalen Kunden wohl nicht. In diesem verstrickten Konstrukt um Geld, Manipulation und Macht wird vor Mord nicht zurückgeschreckt – denn um das Schweizer Bankgeheimnis zu hüten, sind den Beteiligten alle Mittel recht.

Wie eingangs erwähnt nimmt sich Regisseur Fulvio Bernasconi mit seiner erzählten Story in dem französischsprachigen Format Quartier des Banques der wahren Begebenheit aus 2012 an. Man darf gespannt sein.

 

FSF: freigegeben ab ..?

FSF ab 12 Jahren Tagesprogramm © FSFDie Serie spielt in einer abgehobenen Welt des Geldes und des schwer durchschaubaren Bankensystems – fernab eines kindlichen oder jugendlichen Alltags. Sowohl das sich eher an ein erwachsenes Publikum richtende Genre als auch die dialogbestimmte Handlungsatmosphäre und die fehlenden Orientierungs- oder Identifikationsfiguren bieten kaum Anreize für ein jüngeres Publikum, in die Geschichte einzusteigen. Insgesamt entspricht das Format nicht den Sehgewohnheiten unter 12-jähriger Kinder, aber bei einer zufälligen Rezeption werden sie bei den meisten Episoden auch keine belastenden Inhalte wahrnehmen, denn die wenigen latent bedrohlichen Momente, die vorhanden sind, eignen sich überwiegend nicht, nachhaltige Beeinträchtigungen beim jüngeren Publikum hervorzurufen. Daher kann die Serie im Tagesprogramm ausgestrahlt werden. Die finalen Episoden erhielten eine Altersfreigabe ab 12 Jahren für eine Ausstrahlung im Hauptabendprogramm.*

Ob die neuen Serien halten, was sie versprechen, können MagentaTV-Kunden und Abonnenten ab heute (7. Februar) prüfen. Zu beiden Serien stehen je alle sechs Episoden der ersten Staffel in der Megathek zum Abruf bereit.

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Zu weiteren ProgrammInfos auf der FSF-Website geht es hier.

*Pay-TV-Anbieter oder Streamingdienste können eine Jugendschutzsperre aktivieren, die von den Zuschauern mit der Eingabe einer Jugendschutz-PIN freigeschaltet werden muss. Somit gelten die üblichen Sendezeitbeschränkungen und Schnittauflagen nicht. Weitere Informationen zu Vorschriften und Anforderungen an digitale Vorsperren als Alternative zur Vergabe von Sendezeitbeschränkungen sind im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (§ 5 Abs. 3 Nr. 1; § 9 Abs. 2 JMStV) sowie in der Jugendschutzsatzung der Landesmedienanstalten (§ 2 bis § 5 JSS) zu finden.”

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern und externen Antragstellern vorgelegt werden.

Über FSF

Die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) ist ein gemeinnütziger Verein privater Fernsehanbieter in Deutschland. Ziel der FSF ist es, einerseits durch eine Programmbegutachtung den Jugendschutzbelangen im Fernsehen gerecht zu werden und andererseits durch Publikationen, Veranstaltungen und medienpädagogische Aktivitäten den bewussteren Umgang mit dem Medium Fernsehen zu fördern. Seit April 1994 lassen die Vereinsmitglieder ihre Programme bei der FSF prüfen, seit August 2003 arbeitet die FSF als anerkannte Selbstkontrolle im Rahmen des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags (JMStV).