Die Ausstrahlung der Sci-Fi-Serie The 100 beginnt heute Abend, 20.15 Uhr, mit drei Episoden am Stück – bei ProSieben.
Hundert Jugendliche werden in einem entfernten Zukunftsszenario auf die verseuchte Erde in ein unwegsames Waldgelände geschickt, um die Lebensbedingungen auszukundschaften. Die Selbstorganisation der Jugendlichen gestaltet sich konfliktreich, bald spaltet sich die große Gruppe in Vernünftige und Rebellische. Letztere rufen Anarchie und Freiheit vom Mutterschiff im Weltall aus. Doch beide Gesellschaftsentwürfe kommen schnell an ihre Grenzen. Denn die Vernünftigen entwickeln bald ähnlich hierarchische Strukturen, wie es ihre Eltern auf dem Raumschiff vorgelebt haben. Und die Anarchisten verwickeln sich in den Widerspruch zwischen dem Gleichheitsbekenntnis und dem brutalen Gesetz des Stärkeren, das fast notgedrungen mit der Regelfreiheit einhergeht.
Soweit die interessante Grundidee der neuen Jugendserie The 100, die als Dystopie einen Vergleich mit der weltweit erfolgreichen Tribute von Panem-Trilogie nicht scheuen muss. Kritisch und ausgewogen werden in der Serie Themen wie Gesellschaftsformen, Recht und Unrecht, Legitimität von Gewalteinsatz sowie Loyalität und Zusammenhalt verhandelt. Und die jugendliche Zielgruppe wird mit ambivalenten und psychologisch interessanten Figuren jenseits einfacher Klischees konfrontiert, denn jeder, wirklich jeder, hat eine dunkle Seite in sich. Und jede Entscheidung zeitigt Konsequenzen, die nicht immer zum gewünschten Ziel führen.
Heiligt der Zweck wirklich die Mittel?
Als die Jugendlichen feststellen, dass die Erde doch von feindlich gesinnten Überlebenden bevölkert ist, ändern sich die Vorzeichen. Durch die äußere Bedrohung kommt es zu neuen Allianzen. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, „das Richtige“ zu tun. Obwohl einige versuchen, die Konfrontation mit den Erdlingen zu deeskalieren, dreht sich die Gewaltspirale durch den äußeren Feind unheilvoll hoch. Obwohl es auch zu einigen expliziten Gewaltszenen kommt und die düster apokalyptische Grundstimmung bestimmt ein ängstigendes Szenario darstellt, konnte die Serie fast vollständig für das Hauptabendprogramm, ab 12 Jahren freigegeben werden. Hauptgrund war die konsequent dramaturgisch schlüssige Einbettung der Gewaltmomente in die Handlung. Eine recht drastische Gewaltszene mag hierfür ein gutes Beispiel sein. In einer Episode foltern einige Jugendliche einen Erdling. Die Szene lieferte Anlass zur langen und kontroversen Diskussion im FSF-Prüfausschuss. Während der Aktion streiten die Täter heftig, sie wissen um das Verabscheuenswürdige ihrer Tat. Haben sie nicht jedes Recht dazu, da ihre Freundin in Lebensgefahr ist? Letztendlich führt jedoch nicht die Folter zum gewünschten Erfolg. Vielmehr ist es die Liebe des Opfers zu der Gefangenen, die ihn schließlich zum Reden bringt. Auf der diskursiven Ebene siegt also Menschlichkeit über Gewalt.
Erkenntnis versus Angst
In den letzten Jahren sind US-amerikanische Krimiserien zusehends von coolen Helden bevölkert, die immer wieder auch auf Folter zurückgreifen. In diesem Zusammenhang stellt The 100 ein unter Jugendschutzperspektive willkommenen Gegenentwurf dar. Gewalt wird hier keinesfalls als cool dargestellt, Folter schon mal gar nicht, sondern mit allen ihren Konsequenzen für die Opfer und Täter. Bis auf das Staffelfinale, in der die Erde in einem bürgerkriegsähnlichen Chaos versinkt, konnte die Serie ohne Schnittauflagen für die Altersgruppe ab 12 Jahren freigeben werden. Zwar fordert sie jungen Zuschauern einiges ab. Sie liefert aber auch viel Anlass zum Nachdenken und löst gleichzeitig ihren Unterhaltungsauftrag ein.
Zur ausführlichen ProgrammInfo auf der FSF-Website geht es hier.
Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.
Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.