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Unterhaltungsfernsehen scheint in den vergangenen Jahren immer politischer geworden zu sein und wird verstärkt auch als Spiegel momentaner Zustände genutzt. Manche Formate wählen dabei einen bewusst progressiven Ansatz und machen ihren gesellschaftskritischen Bezug sehr deutlich. Abhängig vom Genre gelten unterschiedliche Regeln hierfür – The Gifted sortiert sich als Fantasyserie auf den ersten Blick eher unpolitisch und seicht ein, startet jedoch mit einem mehr als relevantem Themenkatalog.

Andy (Percy Hynes-White) und Lauren Strucker (Natalie Alin Lynd, Gotham) leben in einer Gesellschaft, in der Andersartigkeit stigmatisiert und verfolgt wird. Die Geschwister symbolisieren das „Normal“ in ihrer Gesellschaft und durch ihren Vater Reed Strucker (Stephen Moyer, True Blood), der als Regierungsmitarbeiter in der Strafverfolgung von Mutanten mitarbeitet, und ihrer Mutter Caitlin (Amy Acker, Person of Interest) bekommen sie ein mehr als komfortables Leben geboten, in dem die Probleme sich eher um nichtgemachte Hausaufgaben, Mobbing in der Schule und eventuelle Dates für den Schulball drehen.

Am anderen Ende der Skala treffen wir auf eine Gruppe von Mutanten, die den Widerstand bilden. Dieser Zusammenschluss zu einer Untergrundgesellschaft  – deren Ziel ein gleichberechtigtes Leben zwischen Mutanten und Nichtmutanten ist, inspiriert durch den Mythos der Bruderschaft der X-Men – kämpft aktiv gegen die Verfolgung durch die Regierung. Ihr Hauptaugenmerk liegt dabei in der Stärkung der Gruppe und dem Wunsch, so vielen Mutanten wie möglich einen sicheren Hafen bieten zu können. Hierbei wird auch immer wieder deutlich gezeigt, welcher alltäglichen Diskriminierung Menschen mit Mutation ausgesetzt sind. Ihr größter Gegner ist der Sentinel Service. Dessen Aufgabe ist das Aufspüren und Eliminieren von Gefahren.

Die Gefahr, das sind im Grunde genommen Mutanten, die ihre Fähigkeiten einsetzen. Der juristische Spielraum scheint hierbei sehr groß. Sobald eine Fähigkeit gegen etwas oder jemanden verwendet wird, gilt dies als Straftat und wird als solche geahndet. Gerade für Teenager, bei denen oftmals ein Stressauslöser in der Jugend das erste Mal ihre Fähigkeiten hervorbringt und sie somit kaum Kontrolle über die Situation haben könnten, kann dieses Verfahren schwerwiegende Konsequenzen auf ihr Leben haben.

Für die Familie Strucker ändert sich vieles, als sie sich durch die Veränderung ihrer Lebenssituation plötzlich auf der anderen Seite der Gesellschaft wiederfinden. Mit den Mutanten Lorna Dane (Emma Dumont), Marcos (Sean Teale, Skins – Hautnah) und Clarice (Jamie Chung) erhalten sie Hilfe aus dem Untergrund in einer Situation, die nach und nach aus dem Ruder zu laufen droht.

So zeichnet The Gifted das Bild einer gespaltenen Gesellschaft, in der es um Bürgerrechte, Familienbande und Zugehörigkeiten geht. In der das Individuum an Kraft verliert und Angst zu einem großen Handlungsmotivator werden kann – positiv wie negativ. Manche Ansichtsweise oder Handlung wird im Fortlaufen der Serie auf den Prüfstand gestellt werden und kann gegebenenfalls kritische Fragen aufwerfen.
Die Serie vereint außerdem Thematiken des Coming-of-Age-, Sci-fi- und Actiongenres, verlangt dabei jedoch nicht all zu viele Vorkenntnisse zu den unterschiedlichen Zeitströmen des fragmentierten X-Men-Universums.

Die erste Staffel mit 13 Folgen zeigt FOX immer mittwochs ab 21.00 Uhr, wahlweise im englischen Original oder in der deutschen Synchronfassung. Wann die Serie auch ins Free-TV kommt, steht noch aus.

FSF: Pilot der Serie freigegeben ab …

Der deutlich fiktionale Charakter der mit zahlreichen fantastischen Elementen ausgestatteten Serie bietet genügend Distanzierungsmomente. Die jugendlichen Protagonisten meistern auch spannendere Gefahrenmomente erfolgreich, weshalb eine übermäßig ängstigende Wirkung für ab 12-Jährige nicht vermutet wird. Der Pilot kann im Hauptabendprogramm ausgestrahlt werden. Aufgrund der düsteren Atmosphäre, den längeren Kampfsituation und dem ungewissen Ende kann jedoch eine Freigabe für das Tagesprogramm nicht befürwortet werden, da diese Aspekte geeignet sind, das Wohl jüngerer Kinder zu beeinträchtigen.

Diese und weitere ProgrammInfos auf der FSF-Website gibt es hier.

Der Sender FOX darf die Episode der Serie auch schon vor 20.00 Uhr ausstrahlen, weil er als Pay-TV-Anbieter eine Jugendschutzsperre aktivieren kann, die von den Zuschauern mit der Eingabe einer Jugendschutz-PIN freigeschaltet werden muss. Somit gelten die üblichen Sendezeitbeschränkungen und Schnittauflagen nicht. Weitere Informationen zu Vorschriften und Anforderungen an digitale Vorsperren als Alternative zur Vergabe von Sendezeitbeschränkungen sind im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (§ 5 Abs. 3 Nr. 1; § 9 Abs. 2 JMStV) sowie in der Jugendschutzsatzung der Landesmedienanstalten (§ 2 bis § 5 JSS) zu finden.”

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.

 

Über Tabea Dunemann

Tabea studierte Theaterwissenschaft und Ethnologie an der Universität Leipzig. Dank wohlgesonnener Professoren konnte sie außerdem viele andere Disziplinen erkunden und war u.a. lange Zeit für das Studierendenradio mephisto 97.6 tätig. In ihrer Freizeit textet Tabea Dunemann gern für den fsf blog und war auch als Redakteurin für die tv diskurs tätig.