Die amerikanische Crimeserie Snowfall von John Singleton in Zusammenarbeit mit Eric Amadio und Dave Andron um das gefährliche Spiel mit Drogenkartellen und mafiösen Strukturen startet heute, 21.00 Uhr, bei FOX.
Es sind die 1980er Jahre in Los Angeles – die Zeit, in der Crack kurz „vor dem Durchbruch“ steht. Die günstig herzustellende Droge mit dem stärksten Suchtfaktor soll nicht mehr nur auf den Pool-Terrassen Kaliforniens gezogen werden, sondern auch in den ärmeren Vororten verkauft werden, in denen die Bewohner zwar wenig Geld besitzen, dafür aber viel zu ertränkenden Frust.
Diesen Plan schmiedet zumindest Franklin Saint (Damson Idris). Er ist alles andere als ein schmieriger Gangsterboss-Stereotyp. Der smarte Junge vertickte bisher nur Gras an Kinder reicher Eltern. Manche davon kannte er noch aus seiner Zeit an einer Eliteschule, an der er es allerdings nicht allzu lange aushielt. Immer wieder wurde er in die Rolle des armen schwarzen Jungens gesteckt. Als einer der Rich-Kids ihn anstachelt, ihm Crack von einem israelischen Drogenbaron (Alon Aboutboul als Avi Drexler) zu besorgen, beginnt das Spiel mit dem Feuer.
Franklin sieht in der Verknüpfung des Crackmoguls mit seiner Nachbarschaft einen Businessplan und verstrickt sich immer tiefer in die kriminelle Szene. Dabei achtet er peinlich genau darauf, vor seiner Mutter Cissy (großartig Michael Hyatt) den vorbildlichen Sohn zu spielen, was in zunehmender Absurdität mündet.
Franklins Geschichte ist zwar der schillerndste, aber nicht der einzige Erzählstrang in Snowfall. Insgesamt werden drei unabhängige Storys um die Crackszene Los Angeles aufgebaut.
Denn es gibt da noch die Handlung um den CIA-Agenten Teddy McDonald (Carter Hudson), der im Auftrag des amerikanischen Staates einen Handel mit dem Drogenkartell eingehen muss, um Waffen an nicaraguanische Guerillakämpfer gegen den Kommunismus zu liefern. Und der dritte Strang erzählt vom Wrestler Gustavo ‚El Oso‘ Zapata (Sergio Peris-Mencheta), der eine traurige Vergangenheit besitzt und ebenso wie die ambitionierte und skrupellose Lucia Villanueva (Emily Rios) an die Spitze des mexikanischen Drogenclans der Stadt kommen will.
Alle drei Erzählstränge verbinden sich über das Sujet des Crackhandels in Los Angeles und dem Wunsch nach Aufstieg, Ansehen und dem Unterschätzen der kriminellen Szene.
Absolut emphatisch mit hineingezogen wird man als Zuschauer in Franklins Welt. Damson Idris ist als Newcomer sehr stark. Sämtliche Nebenfiguren sind spannende Charaktere, denen man gerne zuschaut. In den anderen Erzählsträngen wird den Figuren allerdings zu wenig Tiefe verliehen – mit ihrer starken Abgebrühtheit und der schwammigen Vergangenheit bleibt die Motivation, sich in sie hineinzuversetzen öfter auf der Strecke. Es mag an den unzähligen Crimeserien und Figuren liegen, dass das Gefühl aufkommt, ihre Geschichten scheinen schon oft erzählt worden zu sein und die Bösewichter huschten schon durch ähnliche Serien. Dennoch sind Besetzung und Schauspiel insgesamt ausgezeichnet.
Im Gegensatz zu anderen Serien um Mafia-Clans und der kriminellen Szene nehmen weibliche Figuren hier nicht nur die Rolle der Opfer ein, sondern auch die wichtigen Positionen im kriminellen Netzwerk und werden durch starke und gleichsam harte Charaktere präsentiert.
Der Style der Serie fällt freudigerweise schon sehr aus dem Rahmen. Die 80er erstrahlen unter der kalifornischen Sonne in satten warmen Farben. Bereits am Plakat wird deutlich, worin das Faszinierende der Serie besteht. Ein starker Kontrast, knallige Farben und schwitzende Haut sind ein wahrer Blickfang. Zu viel Hochglanz lässt jedoch auch die Verbindung zu Serien wie Miami Vice oder Aquarius näher erscheinen, als der Serie gut tut. Dass ein nostalgischer kritischer Vergleich zu Singletons oscarnominierten Meisterwerk Boyz n the Hood in der Presse immer wieder aufkommt, erscheint zwar unfair, spiegelt aber auch den Wunsch nach einer raueren visuellen Umsetzung und einer weniger glatten Konstruktion von Storytelling wieder.
So hatten am Ende nicht nur die Figuren, sondern auch die Serienentwickler hohe Bestrebungen, dieses harte Thema massentauglich aufzuzeigen. Dennoch handelt es sich bei Snowfall um eine spannende Serie mit sehr starken Darstellern.
FSF: Pilot der Serie freigegeben ab …
Die vorliegende Pilotepisode wartet mit einigen drastischen und suggestiven Szenen von Drogenkonsum, Sex und Gewalt auf. Die Hauptfigur Franklin ist sympathisch inszeniert, nimmt selbst keine Drogen, beschließt aber fortan nicht mehr nur mit Gras zu dealen, sondern mit Crack-Kokain. Im Hinblick auf die Verarbeitungsfähigkeiten unter 16-Jähriger erscheint die Ambivalenz dieses jungen Protagonisten in Verbindung mit vielen Szenen, die vordergründig drogenpositiv wirken, problematisch. Die gezeigten Gewaltszenen charakterisieren das Milieu als riskant und gewaltgeprägt und können auf ein Publikum unter 16 Jahren eventuell noch übermäßig ängstigend wirken, weshalb diese Episode für das Spätabendprogramm freigegeben wurde.
Diese und weitere ProgrammInfos auf der FSF-Website gibt es hier.
Der Sender FOX darf die Episode der Serie auch schon vor 22.00 Uhr ausstrahlen, weil er als Pay-TV-Anbieter eine Jugendschutzsperre aktivieren kann, die von den Zuschauern mit der Eingabe einer Jugendschutz-PIN freigeschaltet werden muss. Somit gelten die üblichen Sendezeitbeschränkungen und Schnittauflagen nicht. Weitere Informationen zu Vorschriften und Anforderungen an digitale Vorsperren als Alternative zur Vergabe von Sendezeitbeschränkungen sind im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (§ 5 Abs. 3 Nr. 1; § 9 Abs. 2 JMStV) sowie in der Jugendschutzsatzung der Landesmedienanstalten (§ 2 bis § 5 JSS) zu finden.”
Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.
Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.