Digitale Spielwiese – Kinder auf Social Media 

Im Alltag von Kindern und Jugendlichen nehmen soziale Medien einen festen Bestandteil ein. Dabei erfüllen Instagram, Snapchat und Co. verschiedene Bedürfnisse, wie die Kommunikation mit Freunden oder auch die kreative Selbstdarstellung. Obwohl die großen und beliebten sozialen Netzwerke wie Facebook, Instagram, Snapchat und TikTok ein offizielles Mindestnutzungsalter von 13 Jahren vorschreiben, gibt es auf diesen Plattformen eine Fülle an Kinderprofilen. Überraschend ist dies wohl kaum –  schließlich  lassen sich die Altersbeschränkungen bisher noch ohne größeren Aufwand umgehen.

Jugendschutz.net hat rund 60 YouTubekanäle, 120 TikTok- und 30 Instagramprofile von Kindern gesichtet. Dabei wurde analysiert, wie Kinder auf Social Media auftreten, was und wie viel sie von sich persönlich preisgeben und welche möglichen Risiken und Probleme mit der kindlichen Nutzung sozialer Netzwerke einhergehen.

 

Aus dem Alltag auf die Plattform

Die verschiedenen Kinderprofile zeigen: Jüngere teilen auf Social Media gerne Aspekte ihres Alltags, zu denen insbesondere die eigenen Hobbys gehören. So zeigen sich Kinder singend, tanzend, bei bestimmten Sportarten oder halten auch mal ihr liebstes Haustier in die Kamera. Deutlich werden Geschlechterunterschiede. Während Jungs sich auf Instagram und TikTok häufig in Verbindung mit Fußball und Onlinegames zeigen, beschäftigen sich Mädchen stärker mit Lifestyle- und Modethemen.

Ein wichtiges und wiederkehrendes Thema auf den jeweiligen Kanälen ist die Vernetzung und Freundschaft zu anderen Kindern und Jugendlichen. Dabei kommt dem gegenseitigen Folgen und Liken von Beiträgen eine besondere Bedeutung zu. Die Devise: Je mehr Follower und Likes, desto größer ist die Beliebtheit. Um mehr Reichweite zu bekommen, wird dabei auch bewusst auf Strategien wie „Follow gegen Follow“ zurückgegriffen. Dabei muss eine Person immer der Person auf Social Media folgen, die ihr selbst folgt. Andere Maßnahmen zur Reichweitensteigerung wie beispielsweise das Verwenden bekannter und beliebter Hashtags werden eher weniger bzw. kaum genutzt.

Bekannte Influencer/-innen werden von Kindern als Vorbilder angesehen. Dies spiegelt sich auch in den jeweiligen Profilen der jungen Nutzerinnen und Nutzer wider. So übernehmen Kinder u.a. typische Videobegrüßungen und Inszenierungsmuster ihrer Idole. Gerade junge Mädchen greifen dabei häufig auf sogenannte „Influencer-Posen“ wie einen Schmollmund oder Spiegelselfis zurück.

Foto von Julia M Cameron von Pexels: Junges Mädchen posiert für ein Selfie in einem Raum
Foto von Julia M Cameron von Pexels

Potenzielle Risiken in puncto Datenschutz und Privatsphäre

Insgesamt, so resümiert der Bericht von jugendschutz.net, sind die gesichteten Inhalte der Kinderprofile harmlos und unbedenklich. Dennoch lassen sich auch einige potenzielle Risiken feststellen. Stichwort: Privatsphäre. Die Kanäle und Profile der jungen Nutzenden sind fast immer auf öffentlich gestellt und damit für alle Welt sichtbar. Gleichzeitig wollen sie so viel wie möglich von sich preisgeben, angefangen von einer persönlichen „Room-Tour“ auf YouTube bis hin zur täglichen Abendroutine, die per Video festgehalten und hochgeladen wird. Vorgelebt bekommen sie diese Transparenz von ihren Vorbildern wie Dagi Bee oder Bibis Beauty Palace, jedoch mit einem wesentlichen Unterschied: Während große Influencende professionell und bedacht Ausschnitte ihres Lebens zeigen, filmen viele Kinder einfach drauf los. Die Autor/-innen des Berichts sehen hierbei mehrere problematische Konsequenzen. Zum einen können durch das unüberlegte Filmen private Details, wie beispielsweise die Wohnadresse oder bewusst verborgene Ecken des Kinderzimmers, an die Öffentlichkeit gelangen. Die privaten Daten können schließlich leichter missbraucht werden. Zum anderen besteht ein höheres Risiko für sexuelle Übergriffe wie beispielsweise Cybergrooming. Hinzukommt, dass die jungen Nutzenden nur selten ihre Videos professionell nachbearbeiten und kleine Fehler oder Pannen beheben. Damit machen sie sich im Netz angreifbar für Spott, Häme, im schlimmsten Fall sogar für Mobbing.

 

Sensibilisieren und befähigen

Fakt ist, dass von Anbieterseite noch immer zu wenig für einen nachhaltigen Schutz jüngerer Nutzenden getan wird. Die Verantwortung liegt folglich vor allem bei den Eltern. Doch auch die elterlichen Schutzmaßnahmen geraten schnell an ihre Grenzen. Kinder nutzen digitale Medien im Zeitalter von Smartphones und Tablets immer aktiver und vor allem autonomer. Eine ständige Begleitung und Kontrolle des kindlichen Medienkonsums können dadurch nicht gänzlich garantiert werden. Umso wichtiger ist es, Kinder für onlinebezogene Risiken zu sensibilisieren und sie für einen kompetenten und souveränen Medienumgang zu befähigen. Junge Nutzende sollten stärker über Privatsphäre und Datenschutz im Netz aufgeklärt werden, was beispielsweise das Aufzeigen bestimmter Sicherheitseinstellungen impliziert. Prinzipiell gilt: Das Verbieten sozialer Medien ist kein sinnvoller Lösungsansatz. Schließlich sind Instagram und Co. Teil der Lebenswelt junger Menschen, bieten Orientierung und damit Chancen zur Identitätskonstruktion. Eltern wird empfohlen, mit ihren Kindern in den Austausch zu gehen und gemeinsam die Social-Media-Aktivitäten und Selbstdarstellung der jungen Nutzenden zu reflektieren. Dies setzt jedoch auch voraus, dass Eltern sich noch stärker mit sozialen Medien und Plattformen auseinandersetzen.

 

Quelle:

 

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Über Lena Wandner

Lena Wandner studierte Kommunikationswissenschaft und Romanistik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Kinder- und Jugendmedien an der Universität Erfurt. Ihr Interesse gilt insbesondere der Medienwirkungsforschung und dem Jugendmedienschutz, weswegen sie sich auch für ein Praktikum bei der FSF entschied, zeitweise als freie Blogautorin arbeitete und in 2020 als Social-Media- und Bogredakteurin für die FSF tätig war.